„Kanada hat mich verändert“
Britisch Kolumbien. Schauspielerin Katerina Jacob liebt das Wilde, die Weite und die neidlosen Kanadier
Eigentlich wollte sie nur das Land ihrer Kindheitsträume, inspiriert von Jack Londons Romanen, entdecken, als sie vor 18 Jahren die Reise durch Britisch Kolumbien startete. Im Land der Bisons, Bären und Indianer fand Katerina Jacob (57) nicht nur ihr neues Zuhause in 100 Mile House (560 km nördlich von Vancouver), sondern auch gleich die große Liebe. Immobilieninvestor Jochen Neumann (71), der Segler, verliebte sich in die NichtSeglerin und Pferdenärrin.
Ihm zuliebe übersiedelte sie nach Pender Island, eine kleine Insel vor Vancouver. „Ich wäre lieber oben in der Weite geblieben. Aber ich hatte keine Chance“, erzählt die quirlige Schauspielerin, die ihre Erlebnisse als Auswanderin in ihrem Buch „Oh (weia) Kanada“festgehalten hat. Die Kriminalkommissarin Sabrina Lorenz aus der Serie „Der Bulle von Tölz“nimmt den Leser mit auf eine Reise durch Kanada. Jacob, die vor der Schauspielerei an der Akademie Malerei studierte, ist eine hervorragende Beobachterin.
Pender Island beschreibt sie als einen frischen Frühlings-Blumenstrauß, der nach Rosen und Glockenblumen riecht und mit den farbenfrohen Holzhäusern so bunt wirkt.
„Vancouver ist wirklich eine Reise wert. Wir haben dort auch eine Wohnung. Es ist eher eine kubistisch, moderne, gläserne Stadt, umgeben vom blauen Meer.“Rund um die vielen Inseln, allen voran Vancouver Island, tummeln sich Wale, Seehunde, Otter und Seeadler.
Braun- und Grüntöne
600 Kilometer weiter „ist die Natur so anders wie auch die Menschen der jeweiligen Regionen.“Im Norden kommt man in das total grüne 100 Mile House mit Braun- und Grüntönen. „Dort ist die erdige Wildheit der Bären, Elche, Wölfe und Kojoten. Es riecht auch erdig. Blumen wachsen kaum da oben.“
Touristen sollten mit einem Wohnmobil durch die traumhafte Landschaft reisen. Von Vancouver über Whistler, wo man reiten, raften und wandern kann. Über 100 Mile House weiter nach Prince Rupert, Prince George und dort die Seen genießen, schwimmen und paddeln.
Ohne Wohnmobil, weil genügend Hotels aller Preisklassen am Weg, lässt sich Vancouver Island hervorragend bereisen. „Der Strand von Tofino im Westen der Insel ist einfach ein Traum. Schon die Fahrt dorthin, durch den Nationalpark, ist ein Erlebnis. Für mich die schönste Gegend. Eines Tages werde ich in Tofino leben – junge Leute, Surfer, große Wellen.“
Verhaltensregeln
Den Touristen gibt Jacob einige Tipps auf den Weg durch Britisch Kolumbien. „Es ist unhöflich, die Schuhe anzulassen, wenn man das Haus eines Kanadiers betritt. Ja, ein Abendessen kann bereits um 17.30 Uhr beginnen, um 22 Uhr wird man wieder rausgeschmissen. Und beim Shoppen darauf achten, dass zu dem Betrag auf dem Preisschild bei der Kassa 20 Prozent Mehrwertsteuer dazugerechnet werden.“
Wenn sie in Deutschland und Österreich ist – etwa drei Monate im Jahr – vermisst sie die Nettigkeit, Höflichkeit und völlige Neidlosigkeit der Kanadier. „Und die Weite, die Frische und die gute Luft von Vancouver.“
Früher habe sie eine aggressive Grundstimmung gehabt, sich schnell aufgeregt. „Die Entschleunigung hat mir gut getan. Kanada hat mich verändert.“