Kurier

Lehrer erfinden neue Fächer

Schulen sollen Schwerpunk­te setzen dürfen, sich aber Erfolgstes­ts stellen müssen

- VON RICARDA KARGL UND BERNHARD GAUL

Nach Jahrhunder­ten in einem strengen System bahnt sich für unsere Schulen ein revolution­ärer Wandel an: Die Autonomie wird kommen, sind sich die Verhandler in Sachen Schulrefor­m einig. Grund dafür, glaubt Lehrergewe­rkschafter Paul Kimberger zu wissen, ist, dass jeder unter dem Begriff Schulauton­omie etwas anderes versteht.

Das Problem ist, dass man die autonome Schule, die sich alles selbst regelt, nicht einfach verordnen kann, bei Tausenden Schulen und über 125.000 Lehrern. Doch geplant ist, die Zügel im Schulsyste­m deutlich lockerer zu lassen, und Lehrern und Direktoren mehr Möglichkei­ten in die Hand zu geben, erfuhr der KURIER aus informiert­en Kreisen. – Schwerpunk­te Dazu gehört etwa, dass sich eine Schule – also die Leitung gemeinsam mit den Lehrern (und Schülern) – ein neues Selbstbild gibt, und im Ministeriu­m einen Entwicklun­gsplan mit konkreten Schwerpunk­ten einreicht. Soll die Schule einen Fokus auf Fremdsprac­hen legen, mit Projektrei­sen und Austauschp­rogrammen? Oder soll der Weg über die Naturwisse­nschaften ge- hen, mit Gastprofes­soren von Universitä­ten und Forschungs­zentren? Am Schulstand­ort soll künftig sehr viel mehr entschiede­n werden dürfen, etwa ob es für die Schulentwi­cklung neue Fächer braucht – etwa den immer wieder umfehdeten Ethikunter­richt. Möglich sollen aber auch regionale Schwerpunk­te sein, ob Tourismus oder Schwerindu­strie. Klar müsse dabei nur sein: Die Spielregel­n werden vom Ministeriu­m laufend überprüft, und die Ergebnisse müssen stimmen. Experten betonen, dass dieser Schritt zur Autonomie auch bedeutet, mit einem Schulkonze­pt scheitern zu können. – Kontrolle Natürlich werden die Schulen weiterhin vom Bund überprüft werden, ob das, was sie eigenveran­twortlich machen, auch sinnvoll ist und funktionie­rt. Dazu gibt es bereits jetzt viele unterschie­dliche standardis­ierte Tests, die einen starken Hinweis geben können, ob sich ein Schulstand­ort gut entwickelt. So zum Beispiel die Zentralmat­ura, oder die Bildungsst­andard-Tests. Es mag verwundern, aber bisher ist es gesetzlich verboten, die Ergebnisse von Schulen auch nur intern zu vergleiche­n, das soll fallen. – Soziale Durchmisch­ung Und was passiert mit den Brennpunkt­schulen? Wie der KURIER berichtet hat, sollen künftig Schulen mit einer schlechten sozialen Durchmisch­ung (sehr viele Kinder aus bildungsfe­rnen Familien, armutsgefä­hrdet, nichtdeuts­che Mutterspra­che) besser unterstütz­t werden.

Denn die Bildungsfo­rschung kann (wenig überrasche­nd) nachweisen, dass hier das Risiko von groben Bildungsde­fiziten größer ist. Künftig soll ein eigener Sozialinde­x für betroffene Schulen erstellt werden, der es ermögliche­n soll, der Schule zusätzlich­e finanziell­e Mittel zukommen zu lassen. So könnten dann Teamteachi­ng (zwei Lehrer in einer Klasse) oder spezielle Förderkurs­e die Defizite vor allem ganz am Anfang der Bildungska­rrieren beseitigen. Lesen Sie morgen im KURIER: Was sich Betroffene von der neuen Schule wünschen.

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Gastprofes­soren, eigene Schwerpunk­te und neue Fächer: Den Schulen soll die Tür zum autonomen Handeln künftig offenstehe­n
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