Kurier

Vier Burschen nahmen gezielt Flüchtling­e ins Visier

Wiener Neustadt. Softgun-Attentat hatte einen rassistisc­hen Hintergrun­d. Es war kein Einzelfall.

- VON PATRICK WAMMERL

Während die Politik in der Asylfrage derzeit zur Besonnenhe­it mahnt, herrscht Erschütter­ung über ein gezieltes Attentat auf Flüchtling­e. Eine Gruppe von Asylwerber­n wurde – wie berichtet – in der Nacht auf Freitag in Wiener Neustadt aus einem fahrenden Auto mit SoftgunMas­chinengewe­hren beschossen. Vier Täter im Alter zwischen 18 und 20 Jahren wurden festgenomm­en. Wie sie in den Einvernahm­en zugaben, hatte die Tat rassistisc­he Motive. „Sie haben gesagt, sich ganz gezielt Flüchtling­e als Opfer ausgesucht zu haben“, erklärt Erich Habitzl von der Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt.

In einer Halle des Veranstalt­ungszentru­ms Arena Nova sind derzeit 250 männliche Asylwerber untergebra­cht. Eine Gruppe von zehn Männern war Donnerstag­abend in der Nähe spazieren, als aus einem vorbeifahr­enden, roten Kastenwage­n das Feuer auf sie eröffnet wurde. Anschließe­nd raste das Fahrzeug davon. Sieben Flüchtling­e erlitten Schwellung­en und Hämatome und mussten im Spital behandelt werden.

Ausgeforsc­ht

Da an der selben Stelle bereits in der Nacht zuvor auf einen jungen Mopedfahre­r geschossen wurde, hatte die Polizei bereits Hinweise zu dem Kastenwage­n. Die Beamten forschten den Zulassungs­besitzer des Fahrzeuges aus, den Großvater von einem der Verdächtig­en. Sein Enkel, Martin T., hatte sich das Auto ausgeborgt, um damit mit seinen Freunden Jagd auf die Asylwerber zu machen. Die vier gaben gegenüber der Polizei an, dass sie die große Zahl an Flüchtling­en in Österreich massiv stört. Seit die 250 Flüchtling­e in Wiener Neustadt sind, sei das Problem auch „vor ihre Haustüre“getragen worden.

Die vier Verdächtig­en sol- len es bereits an anderen Orten auf mutmaßlich­e Asylwerber abgesehen haben – etwa vor einem Asylheim in Neudörfl im Burgenland. „Ermittelt wird wegen schwerer Körperverl­etzung in verabre- deter Verbindung von mindestens drei Personen. Wir haben wegen Tatbegehun­gsgefahr Untersuchu­ngshaft beantragt“, so Habitzl. Strafmaß: bis zu drei Jahre Haft. Samstagnac­hmittag wurden die Jugendlich­en vom Landesgeri­cht Wiener Neustadt gegen gelindere Mittel enthaftet. Sie sind laut Birgit Bons, Sprecherin des Landesgeri­chts, „geständig, reuig und zerknirsch­t“. Das Landesgeri­cht ordnete Bewährungs­hilfe an.

Einer der vier Verdächtig­en, Martin T., war auch Mitglied der Feuerwehr Wiener Neustadt. „Ich wurde von der Polizei von der Sache in Kenntnis gesetzt. Das Kommando hat Samstagvor­mittag sofort veranlasst, dass er aus der Feuerwehr ausgeschlo­ssen wird“, sagt Kommandant Josef Bugnar.

Heute kommt es zu einem Polizei-Großeinsat­z in Traiskirch­en. Bei einer Demonstrat­ion vor dem Flüchtling­slager wird ab 13 Uhr eine linksradik­ale „Profi-Truppe“erwartet, die gegen die Zustände protestier­t. Eine nicht untersagte Demo der ÖH soll um 14 Uhr am Bahnhofspl­atz starten.

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