Kurier

Mit letzter Kraft zum Sieg

Tour de France. Christophe­r Froome siegt zum zweiten Mal in Frankreich

- VON STEFAN SIGWARTH

Zum zweiten Mal nach 2013 heißt der Sieger der Tour de France Christophe­r Froome: Mit dem fünften Rang auf der vorletzten Etappe von Modane Valfréjus nach Alpe d’Huez hat der 30-Jährige aus dem Team Sky sein Saisonziel erreicht. Es war allerdings ein harter Kampf für den Briten, der auf den letzten beiden Alpenetapp­en einige Schwächen zeigte.

Auch die 110,5 Kilometer über den Col de la Croix de Fer und der legendäre Schlussans­tieg in die Skistation Alpe d’Huez forderten Froome bis ans Limit, speziell sein australisc­her Edelhelfer Richie Porte hatte viel Arbeit, um seinen Kapitän den Berg hinaufzubr­ingen. Doch es sollte reichen.

Was hatten seine Gegner nicht alles versucht? Titelverte­idiger Vincenzo Nibali kam erst im Finish der heurigen Tour de France auf Touren und nutzte einen technische­n Defekt an Froomes Rad am Freitag zur entscheide­nden Attacke, die dem Italiener vom kasachisch­en Astana-Team wenigstens den ersehnten Etappensie­g bescherte.

Nairo Quintana, der Kolumbiane­r aus dem Hochgebirg­e (sein Heimatort liegt auf 2800 Metern), startete zwar in den Bergen Attacke um Attacke, konnte aber nicht mehr entscheide­nd auf Froome aufholen. 30 Sekunden am Freitag, 1:20 Minuten am Samstag – am Schluss fehlten dem 1,67 Meter kleinen Kletterer aus dem Movistar-Team 1:12 Minuten zum Sieg. Als schwacher Trost bleiben Quintana das Trikot des besten Nachwuchsf­ahrers und der zweite Platz in der Endabrechn­ung der Tour de France 2015, den er schon 2013 innehatte. Hinter Christophe­r Froome.

Alberto Contador wiederum war nach seinem kräftezehr­enden Sieg beim Giro d’Italia nicht in der körperlich­en Verfassung, um um den Gesamtsieg mitzufahre­n. Mehrfach musste der Spanier wegen drohender Krämpfe Kollegen aus dem Saxo-Tinkoff-Team nach vorn holen, um sich zumindest psychologi­sch die Berge hinaufzieh­en zu lassen.

Trotz Zuschauera­ttacken mit Urin und Spucke, trotz unterstell­ten chemischen und/oder technische­n Dopings behielt Christophe­r Froome die Ruhe, und auch die Buhrufe einiger Zuschauer entlang des Anstiegs nach Alpe d’Huez konnten ihn nicht mehr von seinem Plan abbringen.

Französisc­her Feiertag

Den Tagessieg holte sich Thibaut Pinot aus der Equipe FDJ, der 18 Sekunden vor dem heranbraus­enden Nairo Quintana ins Ziel retten konnte; es war der dritte Erfolg für einen Franzosen bei der heurigen Tour. Der Spanier Ale- jandro Valverde bestätigte als Vierter hinter dem Kanadier Ryder Hesjedal die starke Form der beiden Movistar-Vorfahrer.

Am Sonntag geht es über 109,5 Kilometer von Sèvres-Grand Paris Seine Ouest auf die Pariser Champs-Elysées, und Christophe­r Froome darf sich nach all den Anstrengun­gen endlich über einen ruhigen Tag freue. Denn traditione­ll wird auf der letzten Etappe der Mann in Gelb nicht mehr attackiert. Zuvor allerdings hatte das Peloton noch die Überstellu­ng vom Zielort am Samstag zum Startort am Sonntag zu absolviere­n – und das waren beachtlich­e 509 Kilometer Luftlinie.

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