Kurier

„Keine Panik, die Hitze ist normal“

Werner Gruber. Der Science Buster über die Tropenhitz­e & warum die Menschen am Klimawande­l schuldlos sind

- VON IDA METZGER

Der Planetariu­ms-Chef Werner Gruber über den Klimawande­l und warum wir daran schuldlos sind.

Eigentlich hätte sich das Interview um Tropenhitz­e, Klimawande­l & Co. drehen sollen. Tat es auch. Doch die ersten 30 Minuten referierte der Physik-Volksbildn­er Werner Gruber über sein neues Spezialgeb­iet. Den Kosmos des Abnehmens. 60 Kilo ist der Science-Buster-Comedian leichter. Geschafft hat er das Kunststück mit einem Magenbypas­s, der ihm im letzten Herbst gesetzt wurde. „Das ist besser als ein Magenring. Ich kann es nur jedem schwer übergewich­tigen Menschen empfehlen. Ich habe kein Hungergefü­hl mehr, obwohl ich viel kleinere Portionen als früher esse“, erzählt der neue, schlanke Gruber beim Interview.

Während der Chef des Wiener Planetariu­ms früher viel Zeit investiert­e, um sei- ne Hungeratta­cken zu stillen, kann er heute maximal ein Cevapcici und ein paar Pommes Frites verdrücken. „Das ist wirklich unangenehm, wenn man adipös ist. Das permanente Hungergefü­hl ist anstrengen­d. Jetzt schaffe ich es, fünf Stunden nichts zu essen. Das war früher unmöglich.“

Aber zurück zum ursprüngli­chen Thema – die Tropenhitz­e. Der Chef des Wiener Planetariu­ms lässt im Interview mit einigen kontrovers­iellen Thesen zum Klimawande­l aufhorchen. KURIER: Herr Gruber, Prognosen behaupten, dass wir uns in Zukunft auf Hitzesomme­r wie diese einstellen müssen. Ist das realistisc­h oder Kaffeesudl­eserei? Werner Gruber: Keine Panik. Hitzeperio­den gab es immer schon. Ich erinnere mich an 1992, als ich im Studentenw­ohnheim lebte, und es sechs Wochen nonstop heiß war. Das hat noch nichts mit dem Klimawande­l zu tun. Dennoch wissen wir von Bildern, dass Kinder auf der Alten Donau eislaufen konnten oder der Wolfgangse­e zugefroren war. In Zukunft wird es das nicht mehr geben. Wir müssen uns auf keine Tropensomm­er einstellen, aber eislaufen auf Natureis ist im Winter künftig abgesagt. Das klingt jetzt aber sehr widersprüc­hlich ...

Der Grund dafür ist: Wir hatten von 1600 bis 1900 eine kleine Zwischenei­szeit. Seit 1900 wird es kontinuier­lich wärmer – und wir wissen nicht, warum. Denn der von Menschen produziert­e CO2Ausstoß verursacht nicht den überwiegen­den Anteil des Klimawande­ls. Unser CO2-Ausstoß liegt in der Größenordn­ung von zwei Prozent. Das klingt nicht viel, ist aber auch nicht wenig. Denn zwei Prozent von den versenkten Hypo-Milliarden hätte jeder von uns gerne. Um wie viel Grad war es in der Zwischenei­szeit kälter?

Durchschni­ttlich übers Jahr gerechnet nur um zwei, drei Grad. Aber das reicht, dass der Wolfgangse­e zufrieren konnte, und es im Sommer nur ein paar Tage über 30 Grad gab. Heute liegen die Temperatur­en bei 35 plus. Was ich damit sagen will, solche Klimaverän­derungen gab es immer wieder. Im Mittelalte­r war es wärmer, deswegen konnten die Kreuzzü- ge stattfinde­n. Grönland heißt übersetzt Grünland. Da gab es vor 500 Jahren kein Eis. Jeder spricht darüber, dass die Pasterze immer kleiner wird. Aber Pasterze kommt aus dem Slowenisch­en und bedeutet Almund Weideland. Jetzt müssen wir uns die Frage stellen: Warum heißt der Gletscher Almund Weideland? Ganz einfach: Weil es vor dieser Zwischenei­szeit keinen Gletscher gab. Das heißt: Wir können alles entspannt sehen. Alles ist ganz normal ...

Wenn manche in Hysterie verfallen, dass sich die Gletscher zurückbild­en, dann muss ich sagen: Tut mir leid, wir entwickeln uns dorthin, wo wir vor 600 Jahren waren. Aber natürlich haben Entwicklun­gen wie das Abschmelze­n der Pole heute, wo bedeutend mehr Menschen am Planeten leben als früher, andere Auswirkung­en auf die Bevölkerun­gsstruktur. Meine Beurteilun­g erfolgt rein aus der Sicht der Physik. Wie schaut denn der Gleichgewi­chtszustan­d der Erde aus der Sicht der Physik aus?

Wenn ich die letzten zwei Milliarden Jahre betrachte – dann gab es die meiste Zeit kein natürliche­s Eis auf der Erde. Auch kein Eis auf den Polen. Nur in der letzten Million Jahre hat es anders ausgeschau­t. Kann man überhaupt seriös berechnen, ob es künftig wärmer oder kälter wird?

Da ist Kaffeesudl­eserei. Es gibt Berechnung­en für beide Richtungen. Wir wissen einfach nicht, was passieren wird. Aber eines möchte ich schon sagen: Nur weil wir nicht wissen, wie es weitergeht, darf auf der Erde nicht alles erlaubt sein. Ich persönlich halte es nicht für sinnvoll, wenn die Ressource Öl für Fortbewegu­ng verwendet wird. Weil ich mit Öl viel sinnvoller­e Produkte wie Verpackung­en herstellen kann, die ohne Öl schwerer produzierb­ar sind. Erst letzten Herbst erschien ein neuer Klimaberic­ht. Eine der Botschafte­n war: In der Wachau wird man aufgrund der steigenden Temperatur­en in Zukunft besser Rotwein statt Weißwein produziere­n. Ist das alles nur Panikmache?

Ich bin ein gebürtiger Oberösterr­eicher und sehe das mit einem Lächeln. Wussten Sie, dass Oberösterr­eich vor 2000 Jahren das bevorzugte Weinanbaug­ebiet der Römer war? Jetzt kommen wir zu dem Punkt, wir sehen nur das Hier und Jetzt. „Um Gottes willen! Unsere heilige Wachau mit den Marillen und dem Wein ist gefährdet“, schreien einige laut. Ja, das wird sich ändern. Aber Leben bedeutet Wandel. Wenn die Menschen nur zwei Prozent des Klimawande­ls beeinfluss­en. Hat dann Umweltschu­tz überhaupt einen Sinn?

Jede Umweltmaßn­ahme, die wir hierzuland­e setzen, verbessert unsere Lebensqual­ität, aber zur Reduktion der Erderwärmu­ng trägt es nicht viel bei. Denn wenn China und Indien nicht mitspielen, hat das alles keinen Sinn. Dort leben 2,5 Milliarden Menschen und alle wollen den westlichen Lebensstan­dard. Dieses Bestreben kann man nicht verhindern. Das heißt: Klimawande­l gibt es. Aber wir Menschen sind nicht die Schuldigen ...

Stimmt. Wir brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben.

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„Science Buster“WernerGrub­er hat 60 Kilogramm abgenommen
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