Kurier

Neue kommen ins „Lager im Lager“

Traiskirch­en. Sie werden notdürftig in Bussen untergebra­cht. Eine Schwangere bekam Wehen

- – JULIA SCHRENK

Um 19.30 Uhr am Dienstag ging der Notruf bei der Leitstelle ein. Eine schwangere Frau, die im Erstaufnah­mezentrum Traiskirch­en untergebra­cht ist, liegt in den Wehen. Der Samariterb­und hat die Frau ins Spital nach Mödling gebracht.

Doch sie war nicht im regulären Erstaufnah­mezentrum untergebra­cht, sondern im sogenannte­n „Lager im Lager“. Dieses „Lager im Lager“liegt, wie der Standard berichtete, auf dem Areal der Sicherheit­sakademie (Siak). Es besteht aus Bussen und Dixi-Klos und ist abgetrennt vom eigentlich­en Erstaufnah­mezentrum – mit einem meterhohen Zaun. Planen verdecken teilweise die Sicht auf die dortigen Zustände. Das „Lager im Lager“sieht man nur, wenn man beim Eingangsto­r zur Siak nach links schaut. Oder auf die Mauer daneben klettert.

Dann sieht man die Busse, oder mindestens sechs davon. Dahinter stehen die DixiKlos. Erwachsene und Kinder sitzen auf dem Boden im Schatten der Busse. Es sind die einzigen Schattenpl­ätze dort. Die Menschen werden mit Wasser und kalten LunchPaket­en versorgt. Auch die schwangere Frau musste im Buslager warten.

Laut einem Insider müssen derzeit an die 500 Menschen in Traiskirch­en so ihr Dasein fristen. Allein 200 Menschen seien in der Nacht auf Dienstag neu angekommen. Der Insider erzählt, dass Flüchtling­e aus dem regulären Erstaufnah­mezentrum versucht hätten, den Menschen im „anderen Lager“Essen zu geben. Securitys hätten sie daran gehindert.

„Warteräume“

Am Mittwoch voriger Woche wurde über das Erstaufnah­mezentrum Traiskirch­en der Aufnahmest­opp verhängt. Doch noch immer kommen dort täglich Flüchtling­e an.

Es sind diese Neuankömml­inge, die abgetrennt vom Erstaufnah­mezentrum in Bussen untergebra­cht werden. „Pro Tag kommen im Durchschni­tt 300 Menschen neu an“, sagt Karlheinz Grundböck, Sprecher des Innenminis­teriums. Die Busse würden als „Warteräume“dienen: „Wir sperren keine Menschen darin ein“, sagt er. Nach wie vor werden Neu-Ankommende von der Polizei erstbefrag­t und erstunters­ucht. Auch Fingerabdr­ücke werden genommen. Dafür können die Flüchtling­e bis zu 48 Stunden im Lager festgehalt­en werden. In diesen 48 Stunden stehen den Menschen die Busse zur Verfügung. Sie sind nicht klimatisie­rt.

Laut Innenminis­terium gab es am Dienstag im Lager keine Frau, die in den Wehen lag. „Nur“eine Schwangere, die man vom Bus in ein Zimmer verlegt habe.

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