„Keine generellen Urlaubsverlängerer“
Interview. Gesundheitsministerin Oberhauser über Vorzüge und Schwächen im Kur-System
KURIER: Frau Minister, sind Kuren noch zeitgemäß? Sabine Oberhauser: Es gibt nichts im Leben, was nicht weiterentwickelt werden kann. Was mir aufstößt ist, dass jetzt getan wird, als wären Kur-Patienten generell Urlaubsverlängerer. Ein KurAntrag wird von einem Arzt gestellt, die Krankenversicherung muss ihn bewilligen – wir haben zwei Instanzen, die die medizinische Sinnhaftigkeit bewerten. Es stimmt, dass Investitionen in betriebliche Gesundheitsför- derung zunehmend greifen. Trotzdem glaube ich, dass es Situationen gibt, in denen eine längere Kur sinnvoll ist. Welche zum Beispiel?
Etwa, wenn ich einen Patienten aus einem extrem anstrengenden Job oder einer sehr belastenden FamilienSituation herausnehmen will, um ihn zu therapieren. Gibt es einen medizinischen Mehrwert von Kuren?
Wir wissen es nicht. Es gibt keine Studien, die den Nutzen beweisen, aber wir wissen auch nicht, wie es den Menschen gehen würde, würde man sie seltener auf Kur schicken. Haben Sie den Eindruck, dass alle Bevölkerungsgruppen gleich gut Zugang zu Kuren haben?
Nein, und das ist eine der Schwächen des Systems. Für Menschen in unsicheren Jobs ist es schwieriger, drei Wochen auf Kur zu gehen als für andere. Deshalb sagen die Sozialpartner: Wir brauchen mehr Gesundheitsförderung direkt im Job. Haben Sie das Gefühl, dass Kuren nachhaltig genug sind?
Bei Kuren kann es sein wie mit allen guten Vorsätzen: Sobald man im Alltag zurück ist, fällt man mitunter in schlechte Gewohnheiten zurück. Mir geht’s ja auch so, dass ich nach dem Urlaub sage: Würde mir jemand zu Hause täglich ein großes Salatbuffet auf bauen, dann würd’ ich viel mehr Salat essen. Daher muss die Nachhaltigkeit von Kuren im Alltag und Arbeitsleben verbessert werden.