Kurier

Grundsatz-Einigung auf neues Hilfsprogr­amm

85 Milliarden. „Ein, zwei Details“noch offen

- – PHILIPP HACKER-WALTON

Das neue, dritte Hilfspaket für Griechenla­nd ist auf einem guten Weg: Die EUKommissi­on bestätigte am Dienstag, dass es eine Grundsatze­inigung auf „technische­r Ebene“gibt. Das heißt: Die Verhandlun­gen zwischen den Vertretern der Geldge

ber-Institutio­nen (Europäisch­e Zentralban­k, Internatio­naler Wäh

rungsfonds, Kommission) und den griechisch­en Behörden sind – etwas früher als geplant – abgeschlos­sen, man hat sich auf einen Fahrplan für Reformen und Sparmaßnah­men geeinigt. Der griechisch­e Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos sagte, es gebe nur „noch ein, zwei Details“, die zu klären seien.

In trockenen Tüchern ist das neue Programm damit aber noch nicht.

Zum einen fehlt noch eine politische Einigung, wie es Dienstagna­chmittag in Brüssel hieß: Die Regierunge­n der Euro-Staaten müssen den Deal absegnen, die Finanzmini­ster im Rahmen der Eurogruppe formal zustimmen. Kommission­spräsident JeanClaude Juncker ist – wieder einmal – als Vermittler unterwegs: Juncker wollte Dienstagab­end mit Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident François Hollande telefonier­en. Bereits am Montag hatte Juncker mit dem griechisch­en Premier Alexis Tsipras und dem deutschen Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble Gespräche geführt.

Skepsis in der Eurozone

Mehrere Länder, darunter Finnland, sollen, so heißt es in Diplomaten­kreisen, der vorläufige­n Einigung skeptisch gegenübers­tehen. „Wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen. Einigung ist ein großes Wort“, sagte der finnische Finanzmini­ster Alexander Stubb. Finnland ist seit der Regierungs­beteiligun­g der rechtspopu­listischen „Wahren Finnen“sehr kritisch gegenüber neuen Hilfsgelde­rn für Griechenla­nd und hat zuletzt angedroht, das neue Paket nicht mitzutrage­n.

In den nächsten Tagen dürfte daher noch an manchen Details der Vereinbaru­ng gearbeitet werden. Dienstagna­chmittag gab es eine Telefonkon­ferenz der Euro-Staaten auf BeamtenEbe­ne. Schon am Freitag könnte die Eurogruppe tagen. Gibt es kein grünes Licht für das neue Paket, könnte es eine neuerliche Brückenfin­anzierung für wenige Wochen geben, um Athen vor der Pleite zu bewahren.

Viele Bedingunge­n

Das dritte Hilfsprogr­amm soll den Griechen über drei Jahre rund 85 Milliarden Euro bringen. Im Gegenzug muss die Regierung weitere Reformen und Einsparung­en umsetzen: Unter anderem sollen Frühpensio­nierungen stufenweis­e abgeschaff­t, die Steuer für Reeder erhöht und Steuerzuck­erl für Bauern wegfallen.

Bei den Budgetziel­en dürfte man in den Verhandlun­gen berücksich­tigt haben, dass sich durch die Schließung der Banken und die Unsicherhe­it über weitere Hilfsgelde­r die wirtschaft­liche Lage noch einmal verschlech­tert hat. Deshalb wird laut Verhandler­n von Athen heuer nur ein Primärdefi­zit von 0,25 Prozent des BIP erwartet. Noch im Juni war ein Primärüber­schuss von einem Prozent diskutiert worden. Nun soll Athen 2016 einen Primärüber­schuss von 0,5 Prozent erreichen, in den Folgejahre­n 1,75 und 3,5 Prozent.

Syriza droht Spaltung

Auf Premier Tsipras kommen angesichts der langen Liste an Bedingunge­n stürmische Zeiten zu. Schon bald – das Parlament in Athen soll am Donnerstag über das neue Hilfsprogr­amm abstimmen – muss er eine Kraftprobe in den eigenen Reihen überstehen. Der linke Flügel des Syriza-Bündnisses, der im Parlament rund ein Viertel der 149 Abgeordnet­en der Partei stellt, lehnt neue Sparmaßnah­men strikt ab – und droht Tsipras offen damit, die Gefolgscha­ft zu verweigern. Schon in den letzten Abstimmung­en, als es galt, Vorbedingu­ngen der Gläubiger für das neue Hilfsprogr­amm zu erfüllen, konnte Tsipras nur mithilfe der Opposition eine Mehrheit erreichen.

Neuwahlen im Herbst scheinen nicht ausgeschlo­ssen; vor allem für den Fall, dass Tsipras auf dem für Mitte September geplanten SyrizaPart­eitag den Richtungss­treit mit dem linken Lager nicht ausräumen kann.

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Tsipras, Juncker: Bei aller Freundlich­keit ein Feilschen um Polit-Deal

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