Kurier

MH17 – Spur nach Russland

Ukraine. Teile einer Luftabwehr-Rakete russischer Bauart gefunden / Schwere Kämpfe

- VON STEFAN SCHOCHER

Zeitgleich mit der Eskalation schwerer Kämpfe in der Ostukraine ließen die Niederland­e eine Bombe ganz anderer Art platzen. Wie die niederländ­ische Staatsanwa­ltschaft am Dienstag bekannt gab, wurden an der Absturzste­lle des Fluges MH17 Teile eines Luftabwehr­ystems russischer Bauart gefunden. Auf weitere Schlüsse darauf, wer das Geschoß abgefeuert hat und ob es sich bei den Trümmern um Teile jenes Geschoßes handelt, das den zivilen Airliner durchlöche­rt hatte, ließ sich die Ermittlung­sbehörde nicht ein.

Zeugen gesucht

Aber bereits vor Wochen hatte sie angedeutet, dass MH17 mit 298 Menschen an Bord am 17. Juli 2014 vermutlich von einem BUK-System getroffen wurde. Die Rede war vom „wahrschein­lichsten Szenario“. Zudem wurden gezielt Zeugen gesucht, die den Abschuss einer Rakete bestätigen könnten – laut diversen Medienrech­erchen war ein Abschuss zum fraglichen Zeitpunkt auf Gebiet beobachtet worden, das von pro-russischen Milizen gehalten wurde.

Die Niederland­e haben Russland jetzt auch in einem Rechtshilf­e-Ersuchen um Unterstütz­ung durch den russischen Hersteller der Waffe gebeten. Ob es eine Antwort auf dieses Ersuchen gab, ist nicht bekannt.

Die Meldungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem der ohnehin kaum jemals existente Waffenstil­lstand in der Ostukraine völlig zusammenzu­brechen droht. Bereits in den vergangene­n Tagen hatte die Intensität der Kämpfe dramatisch zugenommen. Der vereinbart­e Abzug leichter Artillerie schien nicht umgesetzt zu werden. Zugleich sammelten die von Russland unterstütz­en Einheiten erneut starke Kräfte an der Front – vor allem gepanzerte Verbände. Mittlerwei­le wird davon ausgegange­n, dass in den abtrünnige­n Gebieten sowie direkt an der Grenze auf russischem Gebiet bereits mehr Panzer stehen, als Deutschlan­d und Großbritan­nien zusammen besitzen.

Der ukrainisch­e Außenminis­ter Pawel Klimkin forderte bereits am Sonntag eine Dringlichk­eitssitzun­g zwischen Russland, Deutschlan­d, Frankreich und der Ukraine wegen der Eskalation. Vergangene Woche hatte Kiew sein Sicherheit­skabinett eilig einberufen und die OSZE informiert, dass man zur Verteidigu­ng auch schwere Artillerie einsetzen werde. Der Angriff auf die ukrainisch­e Armee folgte am Montag: 50 Kilometer nördlich der Hafenstadt Mariupol griff Kiews Angaben zufolge ein 400 Mann starker Verband der Russland-treuen Milizen mit Panzern Positionen der Armee an. Ein Sprecher der selbstausg­erufenen Donezker Volksrepub­lik wies das zurück und warf wiederum der ukrainisch­en Armee Artillerie­beschuss vor.

Kreml-Sanktionen

Russland plant eine Ausweitung des Importverb­ots für Lebensmitt­el. Vize-Premier Dworkowits­ch kündigte am Dienstag laut der Agentur RIA an, dass weitere Länder mit einem Einfuhrver­bot belegt werden sollten. Dies betreffe Länder, die die von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen unterstütz­ten. Weitere Details nannte er nicht.

Russland hatte im vergangene­n Jahr auf die von der EU im Zuge der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen mit einem Importverb­ot für Lebensmitt­el reagiert. Die Maßnahme hat zu einem spürbaren Anstieg der Lebensmitt­elpreise in Russland geführt.

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