Kurier

Bawag steigert Gewinn mit hartem Sparkurs

Schrumpfun­g. Die ehemalige Gewerkscha­ftsbank macht sich weiter fit für einen Käufer und baut Personal ab.

- VON ROBERT KLEEDORFER

Besuch in einer Wiener Bawag/Post-Filiale. Von den drei Bawag-Schaltern ist kein Einziger besetzt. Auf Nachfrage bei den anwesenden Post-Mitarbeite­rn heißt es: „Heute ist von denen niemand da, erst nächste Woche wieder.“Ein Einzelfall, dass eine Bankfilial­e in der normalen Öffnungsze­it nicht zu nutzen ist? „Ja“, sagt Bawag-Chef Byron Haynes auf KURIER-Nachfrage bei der Präsentati­on der Halbjahres­zahlen und verweist auf die hohe Kundenzufr­iedenheit. Freilich, räumt er ein, könne es auch ein oder zwei Gegenbeisp­iele geben. Laut Mitarbeite­rkreisen sind es mehr als Einzelfäll­e; vor allem jetzt im Sommer komme es vor, dass es in den ohnehin personell dünn besetzten Filialen, die sich die Bawag meist mit der Post teilt, kein Personal gebe.

Insgesamt schrumpfte der Mitarbeite­rstand von 2836 zu Jahresbegi­nn auf nunmehr rund 2600. Immerhin, auf der Bawag-Homepage sind neun offene Stellen ausgeschri­eben. Laut Finanzchef Anas Abuzaakouk sollen die Personalko­sten jedes Jahr um vier Prozent sinken. Auch in anderen Bereiche werde weitergesp­art.

Rekorderge­bnis

Der Sparkurs zahlt sich jedenfalls aus. Der Gewinn stieg zum Vorjahresz­eitraum um 29 Prozent auf den Rekordwert von 226 Mio. Euro. Im Gesamtjahr soll das Ziel, mehr als 400 Mio. Euro zu verdienen, deutlich übertroffe­n werden. 70 Prozent der Erträge kommen aus Österreich. Durch die Konzentrat­ion auf Privatkund­en und kleinere Unternehme­n konnten die Risikokost­en reduziert werden. Internatio­nal liegt der Schwerpunk­t auf der Finan- zierung von Unternehme­n und gewerblich­en Immobilien­projekten in Westeuropa und den USA. In Westeuropa gibt es laut Abuzaakouk auch Gelegenhei­ten zur Expansion. „Unsere Kapitalstä­rke erlaubt uns, in die Offensive zu gehen.“Das Gerücht, dass man an der deutschen Postbank interessie­rt sei, kommentier­te er nicht. Nach Osteuropa will Haynes nicht zurück, das Risiko sei zu groß. Die maltesisch­e Tochter wird an eine kanadische Investment­firma verkauft.

Die ehemalige Gewerkscha­ftsbank Bawag gehört seit 2007 mehrheitli­ch dem US-Investor Cerberus. Zu den andauernde­n Spekulatio­nen über einen Ausstieg sagt Haynes nur so viel: Alle Optionen – vom Verkauf über Zukäufe, einen Börsegang bis zu einer Fusion – würden weiterhin geprüft.

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