Bawag steigert Gewinn mit hartem Sparkurs
Schrumpfung. Die ehemalige Gewerkschaftsbank macht sich weiter fit für einen Käufer und baut Personal ab.
Besuch in einer Wiener Bawag/Post-Filiale. Von den drei Bawag-Schaltern ist kein Einziger besetzt. Auf Nachfrage bei den anwesenden Post-Mitarbeitern heißt es: „Heute ist von denen niemand da, erst nächste Woche wieder.“Ein Einzelfall, dass eine Bankfiliale in der normalen Öffnungszeit nicht zu nutzen ist? „Ja“, sagt Bawag-Chef Byron Haynes auf KURIER-Nachfrage bei der Präsentation der Halbjahreszahlen und verweist auf die hohe Kundenzufriedenheit. Freilich, räumt er ein, könne es auch ein oder zwei Gegenbeispiele geben. Laut Mitarbeiterkreisen sind es mehr als Einzelfälle; vor allem jetzt im Sommer komme es vor, dass es in den ohnehin personell dünn besetzten Filialen, die sich die Bawag meist mit der Post teilt, kein Personal gebe.
Insgesamt schrumpfte der Mitarbeiterstand von 2836 zu Jahresbeginn auf nunmehr rund 2600. Immerhin, auf der Bawag-Homepage sind neun offene Stellen ausgeschrieben. Laut Finanzchef Anas Abuzaakouk sollen die Personalkosten jedes Jahr um vier Prozent sinken. Auch in anderen Bereiche werde weitergespart.
Rekordergebnis
Der Sparkurs zahlt sich jedenfalls aus. Der Gewinn stieg zum Vorjahreszeitraum um 29 Prozent auf den Rekordwert von 226 Mio. Euro. Im Gesamtjahr soll das Ziel, mehr als 400 Mio. Euro zu verdienen, deutlich übertroffen werden. 70 Prozent der Erträge kommen aus Österreich. Durch die Konzentration auf Privatkunden und kleinere Unternehmen konnten die Risikokosten reduziert werden. International liegt der Schwerpunkt auf der Finan- zierung von Unternehmen und gewerblichen Immobilienprojekten in Westeuropa und den USA. In Westeuropa gibt es laut Abuzaakouk auch Gelegenheiten zur Expansion. „Unsere Kapitalstärke erlaubt uns, in die Offensive zu gehen.“Das Gerücht, dass man an der deutschen Postbank interessiert sei, kommentierte er nicht. Nach Osteuropa will Haynes nicht zurück, das Risiko sei zu groß. Die maltesische Tochter wird an eine kanadische Investmentfirma verkauft.
Die ehemalige Gewerkschaftsbank Bawag gehört seit 2007 mehrheitlich dem US-Investor Cerberus. Zu den andauernden Spekulationen über einen Ausstieg sagt Haynes nur so viel: Alle Optionen – vom Verkauf über Zukäufe, einen Börsegang bis zu einer Fusion – würden weiterhin geprüft.