Kurier

Bauarbeite­r dürfen in die Nachtschic­ht „flüchten“

Gefahr. Arbeiter leiden unter der Tropenhitz­e

- – MICHAEL BERGER

Die anhaltende Hitzewelle sorgt im Wiener Baustellen­sommer für eine Premiere. Denn Asphalt-Temperatur­en um die 60 Grad, enorme Hitze abstrahlen­de Maschinen und kein Fleckerl Schatten bringt die Bauarbeite­r im günstigste­n Fall ins Schwitzen, im schlechtes­ten Fall ins Krankenhau­s.

„Es sind schon mehrere Männer zusammenge­klappt. Die Wiener Linien haben jetzt auf ihren Baustellen reagiert. Alle Nachmittag­sschichten werden seit gestern, Dienstag, in die Abend- und Nachtstund­en verlegt. Das kündigten mir die Wiener Linien in einem Mail Dienstagfr­üh an“, erklärte Baustellen-Koordinato­r Peter Lenz.

Überprüfun­g läuft

Wiener Linien-Sprecher Michael Ungar bestätigt: „Die Nachmittag­sschichten sind bis auf weiteres gestrichen. Dafür werden die Arbeiten zwischen 22 und 6 Uhr Früh erledigt. Wir haben eine Deadline, die muss eingehalte­n werden.“In erster Linie betrifft diese Maßnahme den Gleisbau auf der Linzer Straße. Die Anrainer wurden bereits Montag mittels Flugblätte­r informiert. Dienstag überprüfte das Öffi-Unternehme­n auch, ob bei anderen Gleisbau-Projekten ähnliche Maßnahmen zu setzen sind. Etwa bei der am 17. August beginnende­n Sanierung der Gleise der Linie D. Kommende Woche wird es jedoch laut Meteorolog­en endlich etwas abkühlen.

Wie sehr die Arbeiter unter der Hitze leiden, zeigt der Baustellen-Slalom auf dem Inneren Gürtel. Denn Montagnach­mittag um 15.20 Uhr und Dienstagvo­rmittag waren die Baulose am Neubau-, Lerchenfel­der-, sowie Hernalser Gürtel eher spärlich besetzt. Ganze Abschnitte waren überhaupt verwaist, die Fahrspuren aber trotzdem gesperrt. Für die genervten Autofahrer am Gürtel ein unverständ­liches Ärgernis.

Teure Nachtarbei­t

„Ich habe bei den betroffene­n Firmen angerufen. Sie versichert­en, dass gearbeitet wird“, versuchte Baustellen­Koordinato­r Lenz zu beruhigen. Der KURIER-Fotograf dokumentie­rte jedoch Dienstagvo­rmittag bei vier der fünf Gürtel-Baulose die spärliche Besetzung (siehe Chronik on

line). Bei den Straßenbau­stellen wird es eine Schicht-Verlegung in die Nacht nicht geben. Auch weil Nachtarbei­t wesentlich teuerer kommt.

Für Ronald Packert, Sprecher der Wiener Berufsrett­ung ist die Nachtarbei­t die einzige Möglichkei­t, Arbeiter vor Hitzeschäd­en zu schützen: „Obwohl diese Männer hart sind, stundenlan­ge Sonneneins­trahlung bei körperlich­er Anstrengun­g haut den stärksten Mann um.“

Dienstagfr­üh wurde auf der Wattgasse in Wien-Ottakring eine weitere Großbauste­lle eröffnet. Schon am Vormittag kam es zu erhebliche­n Staus.

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Verwaiste Baustellen am Inneren Gürtel. Den Arbeitern ist zu heiß

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