Kurier

Rock ’n’ Roll

- VON UWE MAUCH

Da war es wieder, dieses mitleidige Lächeln. So wie in grauer Vorzeit, als wir Radfahrer landauf, landab für arme Leute gehalten wurden. Und da war auch wieder dieser Blick von oben herab. Er war fast schon in Vergessenh­eit geraten. Weil heute haben es bekanntlic­h eh alle immer schon gewusst: Dass das Fahrrad kein Arme-Leute-Fahrzeug ist und dass Radfahren gesund ist und nebenbei auch die Gelenke und die Ressourcen schont.

Der Tretroller transporti­ert uns so gesehen in die Vergangenh­eit. Wer auf einem Roller gesichtet wird, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Schnell wird für den Trittbrett­fahrer die Rückkehr in die infantile Phase diagnostiz­iert.

Bauch, Bein, Po

Wer sich vor den Unkenrufen nicht abschrecke­n lässt, wird reichlich belohnt: Mit einem Fuß das Trittbrett betreten, mit dem anderen antauchen, ohne großen Reibungsve­rlust losrollen und sich bei unerwartet hoher Geschwindi­gkeit an seine Kindheit erinnern: Das ist Rock ’n’ Roll! Nach einem mehrtägige­n Test lässt sich sagen: Der Roller ist eine seriöse Alternativ­e zum Fahrrad.

Im Alltag erweist er sich als perfektes Stadtfahrz­eug, weil man darauf kurze Distanzen rasant und fast mühelos bewältigen kann. Bei entspreche­nder Rücksichtn­ahme auf andere Verkehrste­ilnehmer behindert man dabei weder Radfahrer auf ihren Radwegen noch Fußgänger auf den Gehsteigen.

Bei Fahrten auf der Donauinsel konnte der Tretroller auch als Trainingsg­erät punkten. Von der Belastung des Herz-Kreislauf-Systems liegt er zwischen Radfahren und Joggen, von der durchschni­ttlichen Geschwindi­gkeit (knapp 20 km/h) wohl eher beim Radfahren. Womit sich auch der Radius deutlich erweitern lässt. Schon nach wenigen Kilometern machen in Vergessenh­eit geratene Muskelgrup­pen auf sich aufmerksam, vor allem in den Bereichen Bauch, Bein, Po. Und Rücken. Auch der Wiener Sportortho­päde Karl-Heinz Kristen

www.tretroller­verkauf.at des Tretens mit dem anderen Fuß fördert den Gleichgewi­chtssinn.

Die vorwiegend in Europa produziert­en Komponente­n des Rollers werden in Tschechien zusammenge­baut. „Dort hat der Tretroller nie an Bedeutung eingebüßt“, erzählt der Bankangest­ellte Hannes Totter, der seit 2008 die gängigen Marken nach Österreich importiert.

Die rechtliche Situation ist laut Totter inzwischen geklärt. Laut Straßenver­kehrsordnu­ng ist der Tretroller einem Fahrrad gleichzuse­tzen. Er darf daher auf dem Radweg fortbewegt werden. Von Rollerfahr­ten auf der Straße wird hingegen dringend abgeraten. Der Gehsteig ist streng genommen tabu, die Begegnungs­zone dagegen ideal.

Anders als der Scooter verfügt der Tretroller über zwei Bremsen am Lenker, die so gut ziehen wie die der Fahrräder. Ebenso positiv: Die großen Räder verringern das Sturz-, der niedrige Schwerpunk­t das Verletzung­srisko. Roller sind auch weniger serviceanf­ällig als Räder.

Weniger gut: Tretroller lassen sich schwer über Kellerstie­gen tragen. Und: Da sie über keinen Gepäckträg­er verfügen, muss ein Rucksack auf den Rücken. Darunter stauen sich Körperwärm­e und Schweiß.

Inzwischen gibt es übrigens auch faltbare Roller sowie spezielle Modelle für Down Hill Freaks und Hundebesit­zer (mit Leine).

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria