Kurier

2015er-Weine könnten „schwer“werden

Bleibt die Hitze, dann werden der Alkoholgra­d hoch und der Säuregehal­t niedrig

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Wieder einmal ein neuer Rekord. Seit dem Beginn der Aufzeichnu­ngen im Jahre 1767 gab es im Juli in Österreich noch nie so viele Tage mit Temperatur­en über 35 Grad wie im vergangene­n Monat. Die große Hitze schadet vor allen jungen Weinreben, weil die Wurzeln noch nicht tief genug hinabreich­en. „Viele Winzer schneiden deshalb die paar Trauben weg, die auf solchen Reben drauf sind.“Laut dem Direktor des Weinbauver­bandes, Josef Glatt, soll dadurch eine dauerhafte Schädigung der jungen Weinreben verhindern werden.

Neben frisch angelegten Weingärten sind vor allem Lagen mit eher sandigen, schottrige­n Böden und geringer Bodenaufla­ge bei Temperatur­en von 35 Grad und mehr negativ betroffen. Dabei sind Weinreben durchaus hitzeresis­tent.

Eine seröse Prognose über die Weinernte ist derzeit nicht möglich. Auch im vergangene­n Jahr hat es im August noch gut ausgesehen, bevor dann ein verregnete­r Herbst die Erntemenge und Traubenqua­lität nach unten gedrückt hat. Derzeit steht allerdings ein mehrtägige­r Landregen ganz oben auf der Wunschlist­e der Winzer.

Aromenviel­falt

Hohe Temperatur­en und geringe Unterschie­de zwischen Tag und Nacht sorgen üblicherwe­ise für Weine mit höherem Alkoholgeh­alt und weniger Frische. Doch für solche Prognosen zur Charakteri­stik des Jahrgangs 2015 ist es noch zu früh. „Man kann derzeit noch keine Rückschlüs­se auf die Qualität und die Aromenviel­falt ziehen“, betont Emmerich Knoll, Obmann der Winzervere­ini- gung Vinea Wachau. „Wenn die Hitzeperio­de noch zwei oder drei Wochen andauert, dann wäre das allerdings nicht optimal.“Durch künstliche Bewässerun­g könne man lediglich die Rebgesundh­eit erhalten. „Viel mehr geht nicht.“

Im Burgenland kann es ohne künstliche Bewässerun­g „speziell im Seewinkel“zu Problemen kommen, weiß Winzer Erich Scheiblhof­er. Für Rotweine sind warme Sommer durchaus von Vorteil. Es spricht bisher auch nichts dagegen, dass es heu- er große Rotweine geben könnte. Scheiblhof­er: „Es schaut sehr gut aus.“

Bei anderen Nutzpflanz­en schaut es deutlich schlechter aus, als bei den Weinreben. Wegen der Hitze und der Trockenhei­t rechnet man mit beträchtli­chen Ernteausfä­llen.

100 Millionen

Die Österreich­ische Hagelversi­cherung prognostiz­iert Dürreschäd­en in Höhe von immerhin 100 Millionen Euro. Betroffen sind vor allem das nördliche Niederöste­r- reich sowie Teile Kärntens und des Burgenland­es. Wie hoch die Schadenssu­mme wirklich ist, kann erst im Spätherbst ermittelt werden. Vor allem bei Herbstkult­uren wie Kartoffeln, Mais, Kürbis oder Zuckerrübe­n werden hohe Ausfälle erwartet. Die Getreideer­nte ohne Mais ist zwar etwas niedriger als 2014 ausgefalle­n, entspricht aber dem langjährig­en Durchschni­tt.

Generell werden wegen des Klimawande­ls und der damit verbundene­n deutlichen Zunahme extremer Wetterphän­omene die Jahresertr­äge in der Landwirtsc­haft deutlicher schwanken als bisher. Es werden mehr sehr gute Jahre und mehr sehr schlechte Jahre erwartet. Selbst eine sorgfältig­e Risikostre­uung durch Auswahl der Sorten könne da keine Abhilfe schaffen, lautet das Fazit von Felix Montecucco­li, Präsident der Land&Forst Betreibe Österreich. Es sei daher notwendig, diese Entwicklun­g bei der Besteuerun­g der Einkünfte von Land- und forstwirts­chaftliche­n Betrieben zu berücksich­tigen.

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Die Winzer hoffen auf einen mehrtägige­n Landregen. Vergangene­s Jahr hat der viel zu feuchte Herbst die Qualität der Trauben beeinträch­tigt

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