Andere geschützt und zum Opfer geworden
Die 16-jährige K. wurde intensiv gemobbt, heute kann sie darüber reden. Sie erzählte dem KURIER ihre Geschichte – aber anonym.
Angefangen hatte alles, als K. sich für drei ihrer Mitschülerinnen einsetzte, die vom Rest der Klasse ausgegrenzt wurden. Sie war die Einzige, hörte den Opfern zu, sprach mit den Tätern und den Lehrern. Doch von einem Tag auf den anderen wurde K. selbst zum Opfer.
Wenn sie in der Schule die Antwort nicht wusste, Wörter falsch aussprach oder Kleidung trug, die den Mitschülern nicht gefiel, war das Anlass für Spott. Anfangs hielt K. das für Spaß, doch bald erkannte sie den Ernst. Die Hänseleien wurden schlimmer und kränkten sie. Obwohl sie darum bat, hörten ihre Mitschüler nicht auf. Sie nannten sie „Pickelgesicht, das sich nie wäscht“. Die Haut wurde mit der Zeit besser, die Komplexe blieben.
Wer half ihr in dieser Zeit? K. vertraute sich ihren Eltern an, auch Lehrerinnen. Die Mobber stritten alles ab, konnten der Wahrheit nicht ins Auge sehen und stellten K. als Lügnerin hin. Nur ihre Eltern glaubten ihr. Selbst die Mitschüler trauten sich nicht, den Lehrern die Wahrheit zu sagen. K. versuchte oft, ihre Tränen zu unterdrücken, aber anfangs gelang es kaum.
Die Situation zu Hause wurde auch immer komplizierter. Die Eltern machten sich Sorgen, wollten helfen, konnten aber nicht. Jeder Versuch, mit den Lehrern oder den Eltern der Mobber eine Lösung zu finden, scheiterte.
Nach vier Jahren Ausgrenzung aus der Klassengemeinschaft entschied sich K. für einen Schulwechsel. Heute bezeichnet sie dies als beste Entscheidung ihres Lebens.
Sie betont, dass die schlechten Erfahrungen sie auch stärker machten und ihr halfen, sich mit all den äußerlichen Makeln zu arrangieren. K. engagiert sich auch heute noch für Schüler, die in ihrem Umfeld gemobbt werden. Sie lernte, effizienter und vorsichtiger damit umzugehen, ohne sich dabei selbst ins Out zu stellen.