Kurier

EU-Innenminis­ter streiten über Lastenvert­eilung

Krisentref­fen. Freiwillig­e Quote im Gespräch / EU könnte höhere Budgetdefi­zite erlauben

- – M. KOPEINIG, LUXEMBURG

Hinter den EU-Kulissen wird das ganze Wochenende auf Hochbetrie­b um eine faire Verteilung der Flüchtling­e gerungen. Die EU-Innenminis­ter wollen morgen, Montag, eine Lösung präsentier­en. Ein schwierige­s Unterfange­n, denn Quoten-Befürworte­r und Quoten-Gegner finden nicht zueinander. Um ein politische­s Desaster in der Flüchtling­skrise zu vermeiden, sucht man einen Ausweg: Die Formel „Freiwillig­e Quote“macht die Runde. „Das wäre aber ein Rückschrit­t zu den ambitionie­rten Plänen der EU-Kommission und ein schlechtes Signal an die Öffentlich­keit“, ärgert sich ein hoher Diplomat.

Uneinigkei­t gibt es über die Liste sicherer Drittstaat­en. Die Türkei dürfte von der Liste genommen werden. Fix seien hingegen alle Westbalkan-Staaten. Laut Brüsseler Experten scheint ein Krisengipf­el der Staats- und Regierungs­chefs im September unausweich­lich zu sein.

Die steigenden Kosten für Versorgung von Flüchtling­en belasten die nationalen Budgets. Steigende Defizite könnte viele Länder in Konflikt mit den Haushaltsh­ütern in Brüssel bringen. Defizitsün­dern drohen dann hohe EU-Strafen. Um dem vorzubeuge­n, pochen einige Finanzmini­ster darauf, „die Ausgaben für Flüchtling­shilfe aus dem Stabilität­spakt herauszure­chnen“, sagt Ressortche­f Hans Jörg Schelling beim Treffen der EU-Finanzmini­s- ter. „Es kann ja nicht sein, dass Länder für humanitäre Hilfe bestraft werden.“

Deutschlan­d bremst

Die EU-Kommission prüft, ob der Flüchtling­sansturm ein Notfall im Sinne des Stabilität­spaktes ist. In der Kommission gibt es Hinweise, dass dem so sei. Für schuldenge­plagte Länder bedeutet dies Erleichter­ung. Strikt dagegen ist der deutsche Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble.

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