Faymanns Anspielung an NS-Zeit empört Ungarn
Flüchtlingskrise. Eiszeit zischen Wien und Budapest: Kanzler Faymann vergleicht den harten Kurs von Ungarns Premier Orban gegen die Flüchtlinge indirekt mit dem Holocaust. Budapest kontert: Faymann liefere einen „Amoklauf“.
Ein Bahngleis, das von Serbien ins ungarische Grenzstädtchen Röszke führt, waren die letzten Meter offene Grenze. Ab Dienstag will die Regierung in Budapest auch diesen Durchgang geschlossen haben und so den Flüchtlingsstrom nach Ungarn zum Versiegen bringen. Entsprechende Notstandsgesetze werden verabschiedet, legale Einreisen dann nur noch an speziellen Grenzübergängen möglich sein. 4000 Soldaten sollen die Grenze sichern. Flüchtlinge, die sich nicht registrieren lassen wollen, werden zurückgewiesen. Anderen, die trotzdem kommen, droht Haft.
Österreichs Kanzler Werner Faymann vergleicht dieses harte Vorgehen von Ungarns national-konservativem Premier Viktor Orban indirekt mit dem Holocaust. In einem Spiegel- Interview sagte er: „Flüchtlinge in Züge zu ste- cken in dem Glauben, sie würden ganz woanders hinfahren, weckt Erinnerungen an die dunkelste Zeit unseres Kontinents.“
Darauf wiederum reagierte Budapest empört. Österreichs Botschafter in Ungarn, Ralph Scheide, wurde für Montag ins Außenministerium in Budapest zitiert. Außenminister Szijjarto spricht von einem „unverantwortlichen Amoklauf “Faymanns. Das offenbare Faymanns „Unfähigkeit“. Österreichs Regierungschef, so der ungarische Außenamtschef, betreibe seit Wochen eine „Lügenkampagne“gegen Ungarn, obwohl das Land alle EU-Regeln beachte und eine effiziente gemeinsame europäische Lösung für die Flüchtlingskrise suche.
Premier Orban aber forderte gegenüber der Bild: „Die Flüchtlinge sollen dorthin gehen, wo sie herkommen“. Also in die Lager in die syrischen Nachbarländer. Dort seien die Flüchtlinge schon in Sicherheit gewesen.
Im Lager Röszke versorgen unterdessen weiter freiwillige Helfer aus Ungarn, aber auch Österreich Flüchtlinge. Dabei machten sie auch Bekanntschaft mit der ungarischen Polizei. Wie das Außenamt in Wien bestätigt, wurden vor dem Wochenende zwei Frei- willige wegen Verdachts der Schlepperei mehrere Stunden verhört. In der Nacht auf Samstag wurden drei Österreicher mit Flüchtlingen im Auto gestoppt, sie durften aber ihre Reise fortsetzen. Die Flüchtlinge wurden wieder in ein Lager gebracht.