Kurier

Arbeit, Wohnen und ein Foto

Tag der offenen Tür. Wünsche an den Bürgermeis­ter. Zumindest der nach einem Selfie wurde rasch erfüllt

- VON JOHANNA KREID

Der Renner ist ein Foto mit dem Bürgermeis­ter: „Darf ich ein Selfie machen?“fragt eine Frau. „Klar, ich liebe Selfies“, erwidert Michael Häupl (SPÖ) und lacht. Beim Tag der offenen Tür am Samstag im Wiener Rathaus sind nicht nur zahlreiche Räumlichke­iten für Gäste geöffnet – auch Häupl persönlich empfängt Besuch. Viele stellen sich vor dem Bürgermeis­terbüro an, um ihn einmal persönlich zu treffen.

Häupl gibt sich leutselig, er ist um kein Small-Talk-Thema verlegen: Sei es das Rauchen („Ich habe seit 26 Jahren keine Zigarette mehr geraucht“), sein Schreibtis­ch („Das nennt man geordnetes Chaos“) oder die Ortschaft Kufstein („Ich kenne dort ein Wirtshaus, das sperrt schon um 6 Uhr in der Früh auf “).

Fast ein Fan

Einer der Besucher ist Norbert Schneeweiß, pensionier­ter Polizist und fast ein Häupl- Fan: „Was mir nicht gefällt, ist die Grün-Politik, die er mitträgt“, sagt er. „Aber persönlich ist er ein sehr netter Mensch.“

Schneeweiß klappt eine Glückwunsc­hkarte auf: Seine Schwester – eine überzeugte Sozialdemo­kratin – feiere demnächst ihren 90. Geburtstag: „Schauen S’, ich hab’ den Bürgermeis­ter eine Widmung für sie reinschrei­ben lassen. Da wird sie sich riesig freuen.“

Ob er gerne in Wien lebe? „Ja, freilich“, entgegnet Schneeweiß. „Ich bin ein so genannter Rucksack-Wiener: Ich kam als Jugendlich­er in die Stadt, weil es am Land damals keine Arbeit gab.“

Die Arbeitslos­igkeit ist ein Problem, das nach wie vor die Besucher beschäftig­t: „Darüber, und über das Thema Wohnen wollen ganz viele mit mir reden“, schildert Häupl.

Viele Besucher sind außerdem neugierig, wie das Bürgermeis­terbüro aussieht: „Ich habe auch schon das Büro des Kanzlers besichtigt. Das wirkte irgendwie steril. Hier gefällt es mir besser“, erzählt etwa Besucher Kurt F.

Unter den 25.000 Rathaus-Besuchern waren beileibe nicht nur Wiener: Die Studenten Tamara L. und Christophe­r H. aus Graz sind bei Freunden in Wien zu Gast. Als sie vom Tag der offenen Tür erfuhren, wollten auch sie Bürgermeis­ter-Schauen gehen. Ob Wien in Graz einen guten Ruf habe? „Oh ja, auf jeden Fall“, sagt Tamara. Und der Bürgermeis­ter? „Der wirkt wirklich sehr nett“, sind sich beide einig.

Vor dem Rathaus – zwischen gelben Luftballon­s, einer Luftburg und einer Kinderschm­ink-Station – steht Manfred Juraczka, Landes- parteiobma­nn der ÖVP. Ob seine Partei eine Gegenveran­staltung abhalte? „Aber nein“, entgegnet er. „Wir sind durchaus harmonisch miteinande­r.“Vorhin sei einer der rotbekleid­eten Helfer der SPÖ vorbeigeko­mmen: „Und der hat gesagt, wir sollen im Wahlkampf ein bisschen Gas geben. Die Grünen gehen ihm nämlich schon auf die Nerven“, erzählt Juraczka und lacht.

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Viele der Besucher wollten ein gemeinsame­s Foto mit dem Bürgermeis­ter. Für Michael Häupl kein Problem: „Ich liebe Selfies“
 ??  ?? Norbert Schneeweiß kritisiert, dass Häupl Grün-Politik mitträgt
Norbert Schneeweiß kritisiert, dass Häupl Grün-Politik mitträgt
 ??  ?? Christophe­r H. und Tamara L.
Christophe­r H. und Tamara L.

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