Kein Blender, sondern ein „Schaffer“
Zeugnis. Wie Schweizer Experten Landsmann Marcel Koller beschreiben
Wie beurteilen fußballerfahrene Schweizer nach der souverän fixierten EM-Teilnahme des ÖFB-Teams die Arbeit ihres Landsmannes Marcel Koller in Österreich?
Heinz Herrmann, mit 117 Länderspielen der Schweizer Rekordinternationale, meldete sich via Tages-Anzeiger mit höchstem Lob zu Wort:
„Die Österreicher haben Marcel Koller nicht gerade freundlich empfangen. Doch mittlerweile ist er für sie zum absoluten Glücksfall geworden. Er schaffte in einer äußerst schweren Gruppe ein Fußballwunder, auf das auch wir Schweizer getrost stolz sein dürfen. Marcel ist kein Blender, sondern ein ruhiger, besonnener Schaffer, akribisch in seiner Arbeit, fachlich hochkompetent und ein Trainer, der seine Spieler mit Argumenten überzeugt.
Koller hat die österreichische Nationalmannschaft seit seinem Amtsantritt taktisch und technisch nicht nur einen, sondern gleich zwei, drei, vier und fünf Schritte weitergebracht. Marcel ist auch ein glänzender Psychologe, kann eine Mannschaft heiß machen und motivieren wie nicht jeder.“
Matthias Erne, seit 1977 Fußball-Journalist und mittlerweile weit gereister inter- nationaler Korrespondent des Schweizer Fernsehens mit weltweiter Fachkompetenz, ließ den KURIER per Mail wissen:
„Wer mit den Bayern Meister werden will, muss vor allem die Stars bei Laune halten – der Rest geht praktisch von alleine. Aber Öster- reich zur EURO bringen? Als Gruppenerster? 4:1 in Ibrahimovic’ Wohnzimmer gewinnen? Mensch Marcel – das ist sensationell! Kein Wunder, dass man in seiner Heimat fast ein wenig neidisch nach Osten schaut. Vielleicht hat man ihn in der Schweiz wegen seiner ruhigen und unaufgeregten Art zu lange übersehen, und in Wien fragt inzwischen auch niemand mehr: Was kann der, was wir nicht können?
Als Spieler war Koller ein Arbeitstier, das dafür sorgte, dass die anderen glänzen konnten. Als Teamchef tut er eigentlich das Gleiche. Jetzt haben sich harte Arbeit und Beharrlichkeit ausgezahlt.“