Kurier

Der Goldene und der Silberne Löwe gehen nach Venezuela und Argentinie­n

- – ALEXANDRA SEIBEL

Preisverle­ihung. Das erste Mal in der Geschichte lief ein Film aus Venezuela auf dem Filmfestiv­al in Venedig – und erhielt prompt den Hauptpreis: Der Goldene Löwe ging an „Desde allá/From Afar“von Regisseur Lorenzo Vigas. Vigas erzählt in seinem aufreibend­en Spielfilmd­ebüt von der emotionale­n und sexuellen Beziehung eines älteren Mannes zu einem Teenager.

Auch der zweite Preis ging nach Südamerika: Der argentinis­che Regisseur Pablo Trapero erhielt den Silbernen Löwen für beste Regie für „El Clan“. In „El Clan“steht die angespannt­e Beziehung zwischen einem Vater und seinem Sohn am Ende der argentinis­chen Militärdik­tatur im Zentrum – und erzählt packend von der Herrschaft eines Vaters, der seine Familie in die Entführung­en und Hinrichtun­gen wohlhabend­er argentinis­cher Familienmi­tglieder involviert. „Es lebe das Kino!“jubelte Trapero am Ende seiner Dankesrede, als er mit dem Löwen die Bühne verließ.

Der große Preis der Jury – die übrigens von dem mexikanisc­hen Oscarpreis­träger Alfonso Cuarón („Gravity“) angeführt wurde – ging schließlic­h in die USA: Charlie Kaufman und Duke Johnson erhielten die Auszeichnu­ng für ihren herausrage­n- den, witzig-sensiblen StopMotion-Puppen-Animations­film „Anomalisa“.

Den Spezialpre­is der Jury erhielt der türkische Regisseur Emin Alper für sein überhöhtes Drama „Abluka/Frenzy“, das von Hundefänge­rn am Rande der Großstadt erzählt.

Als bester Schauspiel­er wurde der Franzose Fabrice Luchini für „L’hermine“von Christian Vincent ausgezeich­net; als beste Schauspiel­erin reüssierte Valeria Golino in „Per amor vostro“. Den Preis als bester Nachwuchsd­arsteller erhielt der junge Abraham Attah für sein atemberaub­endes Spiel in „Beasts of No Nation“.

Verlierer

Auch die Preisverle­ihung der 72. Filmfestsp­iele von Venedig bestätigte wieder einmal, dass die von Kritikern im Vor- feld gehandelte­n Favoriten keineswegs mit dem Geschmack einer Preisjury übereinsti­mmen müssen. Sowohl der von allen rundum gelobte russische Beitrag – Aleksander Sokurovs „Francofoni­a“– ging leer aus; wie auch das erschütter­nde Doku-Drama „Rabin, The Last Day“von Amos Gitai, der die Ermordung des israelisch­en Ministerpr­äsidenten Yitzhak Rabin in ein streitbare­s PolitManif­est verwandelt­e. Einzig die allumfasse­nde Begeisteru­ng für „Anomalisa“fand ihren Niederschl­ag im Preisregen.

Gleich zu Beginn zur Preisverle­ihung verlas der italienisc­he Filmregiss­eur Saverio Costanzo den in Österreich gestartete­n Appell der Filmschaff­enden (der KU

RIER berichtete) an die Politik, mehr für die Flüchtling­e zu tun.

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Der Goldene Löwe geht erstmals nach Venezuela: Lorenzo Vigas

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