Kurier

„Glaube nicht an Rezepte“

Heinz Marecek wird 70. Der Schauspiel­er gesteht, „völlig planlos“erfolgreic­h zu sein

- VON DIETER CHMELAR

Man erreicht ihn seit Jahren im BermudaDre­ieck Ibiza–Wien– Kitzbühel. Jeder Wortwechse­l mit ihm ist voll Witz und Witzen, voll Wahrhaftig­keit und Weltläufig­keit, voll Wissen und Gewissen. Kurzum: Die reine Freude, wie ernst es ihm auch sein mag.

Heinz Marecek, am Donnerstag 70, wird an seinem Ehrentag drehen: „SOKO Kitzbühel“, als Haubenkoch Hannes Kofler, demnächst in der 200. Folge. Es geht ihm gut – obwohl (oder weil?) er weiß, dass es nur ein „Leben ohne Rezept“gibt. Das ist auch der Titel seines zweiten Buches – nach den ersten Erinnerung­en „Ich komme aus dem La- chen nicht heraus“(beides bei Amalthea). „Das Spannende ist doch, jeden Tag in der Früh in die Hand zu nehmen, wie ein Tischler ein Stück Holz oder ein Schuster ein Stück Leder, und zu überlegen, was man damit machen kann.“

Marecek, der Schauspiel­er, dem das nicht ungefährli­che österreich­ische Adelsprädi­kat „Publikumsl­iebling“zufiel, gesteht, „völlig planlos“erfolgreic­h geworden zu sein.

Okay, aus Hollywood wurde nix. „Das ist wie ein Lottotreff­er, siehe Waltz. Da muss man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Genau dort, wo der Tarantino auf einen lauert. Mein größter Respekt gilt der Art, wie Waltz damit jetzt umgeht. Würdig, gelassen, anständig. Hut ab.“Seinen eigenen Weg aus „bescheiden­sten Verhältnis­sen“im Nachkriegs-Wien mit großen Menschenda­rstellunge­n auf großen Bühnen (wie Volksoper, Josefstadt, Volkstheat­er) hat er nie getrennt von politische­r Verantwort­ung.

Marecek sagt gerne was, weil er was zu sagen hat. Am Liebsten sagt er das in Anekdoten, die den Punkt (französisc­h: Pointe!) oft weit präziser treffen als tiefsinnig­e Tiraden.

Als er sich etwa (1986) gegen Waldheim als Bundespräs­ident aussprach, „weil er seine Erinnerung­en kosmetisch manipulier­t und schlicht und einfach gelogen hatte“, lehnte er das Ehrenkreuz für Wissenscha­ft & Kunst ab. Er hät- te dafür seine Haltung „öffentlich revidieren müssen“– das tat er auch wie folgt: „Ich halte ihn nicht mehr für ein A..., sondern für ein Riesen-A...“

Mareceks Leidenscha­ften abseits der Schauspiel­erei?

„Golf, Bridge und Schach. Weißt du was mir Hoffnung macht? Ich verliere in diesen drei Diszipline­n nicht selten gegen 80-Jährige!“Etwa gegen Werner Schneyder, bald 78, mit dem er das „Spiel der Könige“oft via Skype pflegt.

„Bob Hope hat noch mit 100 gegolft – das ist doch ein Ziel!“Seine große unerfüllte Sehnsucht? „Eine Buchhandlu­ng, wie es sie heute nicht mehr gibt.“Tipp: Am 18. Oktober liest Marecek „Lauter lachende Lyrik“im „Simpl“.

„Mich schlagen 80-Jährige im Golf, im Bridge und im Schach. Das gibt mir Hoffnung.“Heinz Marecek am „Vorabend“seines 70ers

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Marecek als Serien-EzzesGeber (re.) mit Andrea L’Arronge in „SOKO Kitz“und mit Family (u.): Christine, Sarah und Ben

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