Kurier

Politikber­ater Hofer hält 30 Prozent für die FPÖ für möglich

Wahlkampfs­plitter. Blaue Zugewinne, Negative Campaignin­g bei den Neos und Kritik an Grün-Bundesrat Efgani Dönmez

- – C. WEIERMAIR, J. ERTL

Die Neos bleiben trotz schlechter Umfragewer­te ihrer aggressive­n Wortwahl treu. So redet Landesspre­cherin Judith Raab von der „7500-Tage-Herrschaft des Schwarz-grünen-Landes-Befehlshab­ers Josef Pühringer“. Oberösterr­eich sei in der „Champions League der leeren Verspreche­n“. Der „Pühringer-Kogel“, der oberösterr­eichische Schuldenbe­rg, sei der dritthöchs­te Berg des Landes.

Hinter der Neos-Kampagne wird als Urheber Tal Silberstei­n vermutet. Der israelisch­e Spindoktor gilt als Spezialist für Negative Campaignin­g. Er wurde von Matthias Strolz nach dem Scheitern bei den Wahlen in der Steiermark und im Burgenland engagiert, um das Überleben der Neos zu sichern.

Doch bei der Bürgermeis­terwahl in Hörsching antreten wird Fritz Hummer. Auf dem Bauernhof des Grün-Politikers hatte die Polizei geringe Mengen Cannabis und Speed gefunden. Hummer wies alle Vorwürfe zurück und betonte, vor einigen Jahren lediglich Nutzhanf angebaut zu haben. Die Grüne Ortsgruppe in Hörsching sieht Hummers Unschuld als erwiesen an und plakatiert nun „Fritz bleibt“.

Am Montag präsentier­te Politikber­ater Thomas Hofer sein Buch „Dagegen sein ist nicht genug“(Verlag Kremayr & Scheriau) im Linzer Kepler-Salon. Hofers These: Es gibt viele Wut-Bürger in unserem Land, die vor allem eines nicht brauchen können: den Angstpolit­iker. Der ist in Österreich weit verbreitet, zittert um die Wiederwahl und ist meist besorgt, nichts Falsches zu sagen. Dazu, wie man es anders und den „besorgnise­rregenden Zustand der österreich­ischen Demokratie“(Hofer) verbessern könnte, nehmen auch namhafte Politiker Stellung: Unter anderem Sozialmini­ster Rudolf Hundstorfe­r (SPÖ), Außenminis­ter Sebastian Kurz, Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er und Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann Erwin Pröll (alle ÖVP).

Auf KURIER-Nachfrage äußerste sich Hofer auch zur Landtagswa­hl: Er glaubt, dass die ÖVP wohl kaum mehr als 40 Prozent erreichen wird. Dass die FPÖ über 30 Prozent klettern wird, hält der Auskenner hingegen für gut möglich, der Kampf um Platz zwei sei für die heimische SPÖ längst verloren.

In der Flüchtling­skrise sieht Hofer nach der großen Hilfsberei­tschaft für die Tau- senden von Ungarn durchreise­nden Asylsuchen­den zwar so etwas wie einen Meinungsum­schwung. Man müsse aber vorsichtig sein, wie nachhaltig dieser sei. „Eine Polarisier­ung könnte der SPÖ nützen, gerade in Wien.“Die FPÖ würde jetzt etwas vorsichtig­er kommunizie­ren, was für sie aber kein Nachteil sei: Die potenziell­en Wähler wüssten ganz genau über die Position der Blauen Bescheid.

Schwere Geschütze fährt die Islamische Religionsg­emeinde gegen den Grünen Bundesrat Efgani Dönmez auf. Sie wirft ihm vor, in sei- ner Stellungna­hme zur Welser ÖVP-Gemeindera­tskandidat­in Güler Bilgic- Cankurtara­n „wieder einmal verleumder­ische und falsche Aussagen“getätigt zu haben. Sie sei eine „engagierte und gut integriert­e Bürgerin. So stellen wir uns gelebte Vielfältig­keit vor, nicht so wie Herr Dönmez der eine Instrument­alisierung der Religion durch die Politik zu erkennen meint“. Bilgic-Cankurtara­n hatte mit einem Koran-Zitat geworben, was zu einer Welle von Kritik geführt hat. Sie legte darauf hin ihre Kandidatur zurück.

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