Flüchtlinge als Chance
Der Erfolg unseres Fußballteams ist wesentlich den Spielern mit Migrationshintergrund zu verdanken.
Sie sind hungrig, sich eine neue Existenz aufzubauen. Dieser Eindruck ist unübersehbar, wenn man syrische Flüchtlinge besucht und sich mit ihnen unterhält. Sie wollen sofort Deutsch lernen und arbeiten, die Jungen möchten studieren.
Diese Einstellung ist eine Chance. Sowohl für sie selbst als auch für uns als Gast- bzw. neues Heimatland. Sie fragen nicht, was sie bekommen, sondern was sie tun können, damit sie es nach oben schaffen. Es sind gute Voraussetzungen für Integration. Natürlich sind nicht alle qualifiziert. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) meint, ein Drittel der Flüchtlinge sei sehr gut qualifiziert, ein Drittel habe Defizite und beim letzten Drittel werde es „schwierig“. Ähnlich dürfte es auch bei uns sein.
Wie sehr Österreich von der Migration profitiert, zeigt der Erfolg unseres Fußball-Nationalteams. Zlatko Junuzovic kam als Vierjähriger nach Österreich und schoss das Team zur Europameisterschaft nach Frankreich. David Alaba ist sowieso eine unersetzliche Stütze der Mannschaft. Fünf Spieler mit Migrationshintergrund standen beim 4:1-Sieg am Dienstag in Stockholm auf dem Platz , im gesamten Kader sind es zwölf Spieler.
Die Flüchtlinge benötigen natürlich Unterstützung. Sie haben außer ihren Fähigkeiten und ihrem Durchhalte-Willen wenig. Aber das ist schon mehr als die halbe Miete. Sie benötigen Deutschkurse und einen Zugang zum Arbeitsmarkt. Leider behindern uns dabei die unerledigten Dinge, die die Bundesregierung schon jahrelang mitschleppt. Im Gegensatz zu Deutschland haben wir weder das Budgetdefizit wirklich im Griff, noch verfügen wir über das notwendige Wirtschaftswachstum. Die Arbeitslosigkeit behindert die Neuankömmlinge bei der Jobsuche. Möglicherweise treibt der Flüchtlingsstrom die Wiener Regierung zu jenen Reformschritten an, die das Wachstum ankurbeln. Es ist zu wenig zu sagen, man ist es eh für die Flüchtlinge und man tut eh was. Zwischen verbalen Bekenntnissen und dem Vermögen, wirklich helfen zu können, ist eine Kluft. Auf Viktor Orban und die Ungarn zu schimpfen, ist zu wenig. Das klingt nach Ausreden.