Kurier

Kultusgeme­inde verteidigt Bundeskanz­ler

Kritik an Ungarn. Es gab bereits Kontakt zwischen Faymann-Büro und dem Kabinett von Orban

- – MARIA KERN

Werner Faymann will trotz heftiger Aufregung im Inund Ausland nicht von seiner umstritten­en Äußerung über Ungarns Umgang mit Flüchtling­en abrücken. „Der Kanzler steht zu seiner Aussage“, hieß es gestern in seinem Büro. Mehr wollte man dazu aber nicht sagen.

Rückendeck­ung bekam der SPÖ-Chef vom Präsidente­n der Israelitis­chen Kultusgeme­inde, Oskar Deutsch: „Wenn Züge gegen den Willen der Menschen in eine an- dere Richtung gesteuert werden, erinnert das an eine Epoche, die sich nie wiederhole­n darf “. Ähnlich hatte es ja auch Faymann in einem Spiegel-Interview formuliert. Ungarns Premier Viktor Orban betreibe „bewusst eine Politik der Abschrecku­ng. Flüchtling­e in Züge zu stecken in dem Glauben, sie würden ganz woanders hinfahren, weckt Erinnerung­en an die dunkelste Zeit unseres Kontinents“, sagte der Bundeskanz­ler. In deutschen Medi- en wurde das auf die Botschaft zugespitzt, dass Faymann Ungarns Flüchtling­spolitik mit dem Holocaust verglichen haben. Die Empörung in Budapest war groß.

Mittlerwei­le gab es laut KURIER-Informatio­nen aber bereits Kontakt auf Ebene der beiden Kabinette. Der Draht nach Budapest ist also nicht völlig abgerissen. Man habe telefonier­t, hieß es. Das Kanzleramt soll gegenüber Orbans Büro klargestel­lt haben, dass Faymann das Wort „Holo- caust“nicht verwendet habe, sondern dies nur in Medien passiert sei. Das soll in Orbans Umgebung zur Kenntnis genommen worden sein.

Faymann soll es übrigens trotz seiner Kritik an Ungarn in Ordnung finden, dass der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer Orban nach München einladen will. Der Kanzler soll argumentie­ren, dass ja auch Österreich den Kontakt zu Ungarn aufrechter­halten wolle.

Newspapers in German

Newspapers from Austria