Demonstrationen gegen Flüchtlinge
Polen. Nur wenige Hundert marschierten für Aufnahme von Migranten
Der Chor der vielen Tausend Demonstranten, die „Gott, Ehre und Vaterland“vor dem Warschauer Kulturpalast rufen, hat ausgesetzt. Man kann sich kurz unterhalten. „Es geht um das Prinzip“, meint der junge Unternehmer Adrian, der eine weiß-rote Fahne hält und gegen die Aufnahme muslimischer Flüchtlinge demonstriert. „Wir wollen unsere Freiheit behalten und keine Verhältnisse wie in Deutschland oder Frankreich, wo der Islam Einfluss hat.“
In Polens größeren Städten haben am Wochenende Demonstrationen für und gegen eine Flüchtlingsverteilung stattgefunden. Laut Quote, die EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker fordert, sollte Polen insgesamt mehr als 12.000 Flüchtlinge aus Nahost und Afrika aufnehmen. Die polnische Regierung hat sich bisher noch nicht konkret dazu geäußert.
„Flüchtlinge willkommen“, prangt auf den Transpa- renten der Menschen, die sich auf dem Denkmal von Nikolaus Kopernikus und darum herum versammelt haben. Verschiedene Warschauer Initiativen haben dazu aufgerufen, jedoch keine der großen Parteien. Es ist das klassisch alternative Publikum – alte Fahrräder, Kinderwägen und exotisches Trommelschlagen.
Solidarität
„Wir können gut sein“, steht auf dem Schild, das ein bärtiger junger Mann hochhält. „Wir müssen nun auch Solidarität üben“, erklärt Artur Kaspczak, der die Quotenregelung der EU begrüßt. Dass die Befürworter nur aus einigen hundert bestehen, die Gegner, die nicht weit entfernt durch die Straßen ziehen, jedoch einige tau- send ausmachen, erklärt der Mitarbeiter einer Demokratie-Initiative mit Polens Geschichte: Die vielen Eroberungen durch fremde Mächte seien der Grund von immer noch tiefsitzenden Ängsten.