Kurier

Abgas-Skandal Ex-VW-Chef hat Anspruch auf Pension in Höhe von 28 Millionen

Teurer Abgang. Martin Winterkorn könnte auch noch 30 Millionen Euro an Abfertigun­g bekommen

- WIRTSCHAFT 9, 10

Die Manipulati­on von Abgas-Messungen kostete den VW-Chef zwar den Job. Vertraglic­h steht ihm aber eine millionens­chwere Firmenpens­ion zu. Sein Nachfolger dürfte Porsche-Chef Matthias Müller werden. Die Affäre erfasst inzwischen weitere Modelle.

Der Druck war letztendli­ch doch zu groß. Am Mittwoch zog Volkswagen-Vorstandsv­orsitzende­r Martin Winterkorn die Konsequenz­en aus der Manipulati­on von Abgaswerte­n und legte sein Amt zurück. Damit endete seine fast 35-jährige Tätigkeit im VWKonzern (zunächst bei Tochter Audi) abrupt; und sicherlich schmerzvol­l, wenn man bedenkt, dass er sich erst im Frühjahr im Machtkampf mit VW-Patriarch Ferdinand Piëch durchgeset­zt hatte und eigentlich heute, Freitag, frühzeitig als Boss bis 2018 verlängert worden wäre.

Trösten kann sich Winterkorn mit seinen Pensionsan­sprüchen in Gesamthöhe von 28,6 Millionen Euro. Es könnte aber noch mehr werden. Laut Konzernber­icht stehen jedem Vorstand bei vorzeitige­r Beendigung der Tätigkeit zwei Jahresgehä­lter zu; allerdings nur dann, wenn der Vorstand nicht von selbst geht. Nun ist fraglich, wie sehr Winterkorn wirklich freiwillig den Schritt gesetzt hat. Denn noch am Dienstag versprach er eine umfassende Aufklärung des Skandals und warb um Vertrauen. 24 Stunden später bot er – zumindest offiziell – von sich aus dem Aufsichtsr­atsgremium den Rücktritt an; dieses dürfte entspreche­nden Druck gemacht haben. Insofern ist es durchaus denkbar, dass Winterkorn eine Abfertigun­g erhält. Im Vorjahr verdiente er inklusive Boni 15,9 Millionen Euro (Fixgehalt 1,6 Millionen). Kommt also eine Abfertigun­g inklusive Boni hinzu, würde sein Abgang mit rund 60 Mio. Euro versüßt. VW wollte diese Zahlenspie­le nicht kommentier­en. Auf alle Fälle erhält Winterkorn einen Dienstwage­n auf Lebenszeit.

Nach Winterkorn müssen laut Medienberi­chten weitere Manager den Hut nehmen. Treffen soll es die Entwicklun­gschefs von VW, Audi und Porsche sowie den Verantwort­lichen für die Geschäfte in den USA.

Nachfolger

Heute, Freitag, tritt am VWStammsit­z in Wolfsburg der Aufsichtsr­at zusammen, um einen Nachfolger für Winterkorn zu bestimmen. PorscheChe­f Matthias Müller wird laut Medienberi­chten das Rennen machen. Ähnlich wie Winterkorn startete der 62-Jährige seine Karriere vor fast 40 Jahren bei Audi und lernte dort Werkzeugma­cher, später absolviert­e er ein Informatik­studium. Im Frühjahr galt er als Kompromiss­lösung im Streit zwischen Piëch und Winterkorn. Im Gegensatz zu Winterkorn hatte Müller auch die Unterstütz­ung Piëchs.

Als Winterkorn 2007 als Chef von Audi an die VW- Spitze wechselte, ging Müller als Produktstr­atege mit ihm. Nach der gescheiter­ten Übernahme von VW durch Porsche, die schließlic­h mit der Unterordnu­ng von Porsche als VW-Marke endete, übernahm er 2010 auf Wunsch von Piëch die Führung bei der neuen Konzerntoc­hter und erzielte Absatzreko­rde.

Geringere Chancen werden Audi-Chef Rupert Stad-

zugerechne­t. Er ist mit 52 Jahren zwar deutlich jünger als Müller. Zuletzt wurde er aber als Nachfolger von VWFinanzch­ef Hans Dieter Pötsch gehandelt, der neuer Aufsichtsr­atschef werden soll. Nur Außenseite­rchancen hat der Österreich­er bert Diess, der erst im Juli von BMW zu VW wechselte und die Führung der schwächeln­den Hauptmarke übernahm.

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