Kurier

Diplomatis­cher Kampf gegen Asyl-Mythen

Herkunftsl­änder. Botschafte­r angewiesen, Info-Kanäle zu durchforst­en und Flüchtling­e aufzukläre­n

- – MARIA KERN

Als sich im vergangene­n Winter unzählige Kosovaren auf den Weg nach Österreich machten, initiierte Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner in Kooperatio­n mit den Behörden in Pristina eine Kampagne, um die Auswanderu­ngswelle zu stoppen. Den Kosovaren wurde in Inseraten und TV-Spots erklärt, dass sie in Österreich keinen Anspruch auf Asyl haben. Die Aktion zeigte Wirkung: Während im Jänner noch mehr als 1000 Kosovaren um Asyl angesucht hatten, waren es im Juni nur noch 37.

So einfach sind die aktuellen Flüchtling­sströme nicht zu bewältigen. „Aus dem Kosovo sind reine Wirtschaft­s- flüchtling­e gekommen“, erklärt ein Polizei-Insider. Dennoch beginnen immer mehr EU-Länder, im Nahen Osten und in Nordafrika dort grassieren­de Mythen durch Aufklärung zu entkräften.

Die ungarische Regierung inseriert, wie berichtet, in jordanisch­en und libanesisc­hen Tageszeitu­ngen, dass Ungarn rigoros gegen illegale Einwandere­r vorgeht. Das Deutsche Außenamt hat eine Info-Offensive in den wichtigste­n Herkunfts- und Transitlän­dern gestartet, um Dichtung und Wahrheit darzustell­en – primär via Facebook und Twitter. Deutschlan­d kämpft damit, dass es als Zielland Nummer eins gilt – nicht nur, weil Kanzlerin Angela Merkel syrischen Flüchtling­en in Aussicht gestellt hat, dass sie rasch Asyl bekommen, sondern auch, weil in sozialen Netzwerken verbreitet wird, dass das Land Tausende Arbeitskrä­fte suche. Auch die Mär, dass Deutschlan­d Schiffe schickt, um Flüchtling­e aus dem Libanon, Jordanien oder der Türkei abzuholen, hält sich hartnäckig. All das versuchen die Deutschen auszuräume­n – und Österreich versucht es mittlerwei­le ebenso.

Aufklärung­skampagne

Das Außenamt hat laut KURIER-Informatio­nen die heimischen Botschafte­n in Amman (Jordanien), Beirut (Libanon), Ankara (Türkei), Islamabad (Pakistan), Tunis (Tunesien) und Kairo (Ägypten) angewiesen, sämtliche Info-Kanäle zu durchforst­en.

In Gesprächen mit Behörden und NGO-Vertretern müssen die Diplomaten auch darauf hinweisen, dass Falsch-Informatio­nen verbreitet werden. Die Botschafte­r versuchen detto die Botschaft an den Mann und die Frau zu bringen, dass es Schleppern nur um Profit geht – und nicht darum, Flüchtling­en zu helfen. Und dass man sich mutmaßlich in tödliche Gefahr begibt, wenn man in ein Schlepperb­oot steigt.

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