Ein Handschlag nach 50 Jahren Krieg
Friedensverhandlungen. Regierung und Rebellen erzielen Durchbruch bei Verhandlungen
„Die schlimmste Zeit liegt schon ein paar Jahre zurück“, erinnert sich Mauricio mit Schrecken. Damals habe man nie gewusst, erzählt der kolumbianische Journalist dem KURIER, wann an welcher Straßenecke in Kolumbiens Hauptstadt Bogota die nächste Bombe hochgeht. Damals, als die linke Guerillaorganisation FARC ihren Kampf bis in die Städte des lateinamerikanischen Landes trug und Entführungen auf der Tagesordnung standen.
Auch in den vergangenen Monaten flammte die Gewalt immer wieder auf. Armeeangriffe auf Rebellenstellungen, Überfälle auf Polizisten, Dutzende Tote. Dabei haben Kolumbiens Staatsführung und die Rebellenorganisation auf Vermittlung von Kubas Staatschef Raul Castro schon seit drei Jahren verhandelt. Am Mittwoch gelang schließlich, was für zwei Generationen an Kolumbianern bisher unbekannt war: Der Durchbruch zum Frieden, das zum Greifen nahe Ende des längstem Krieges auf dem lateinamerikanischen Kontinent.
220.000 Tote
Über 50 Jahre lange lieferten die FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia ) und Kolumbiens Armee- und Polizeikräfte einander einen erbitterten Krieg: Mehr als 220.000 Menschen kamen ums Leben, Kinder wurden als Soldaten zwangsrekrutiert, Tausende Menschen wurden entführt und mussten ein jahrelanges Martyrium als Gefangene der Rebellen erdulden – Politikerin Ingrid Betancourt war eine von ihnen.
Der jahrzehntelange Kampf vertrieb rund fünf Millionen Menschen aus ihren Heimatdörfern – Kolumbien ist damit das Land, das nach Syrien (7,5 Millionen) die weltweit höchste Zahl an Binnenflüchtlingen aufweist.
Was nun auf dem Tisch liegt, ist eine Friedensvereinbarung zwischen Kolumbiens konservativem Staatschef Juan Manuel Santos und Rebellenführer Rodrigro Londono alias „Timoschenko“. Unterschrieben werden soll der Vertrag im März, zuvor muss er noch in einer Volksabstimmung abgesegnet werden.
Zentraler Punkt des Abkommens ist eine „Sonderrechtsprechung“. Sie sieht wohl eine großzügige Amnestie für FARC-Kämpfer vor, aber auch Verurteilungen für jene Rebellen, die sich schwerer Verbrechen schuldig gemacht haben.