Kurier

Neuer Zoff für Deutsche Bank

Zinsmanipu­lation. Österreich­ische Kreditnehm­er erstatten Strafanzei­ge wegen Betrugsver­dachts

- VON KID MÖCHEL

Der Skandal um den jahrelang manipulier­ten Referenz-Zinssatz Euribor hat für die Deutsche Bank in Österreich ein weiteres Nachspiel. Anfang des Jahres haben 44 österreich­ische Kreditnehm­er gegen die Großbank eine Schadeners­atzklage in Wien eingebrach­t, jetzt erhöhen sie den Druck. Vor wenigen Tagen haben sie eine Strafanzei­ge gegen das Frankfurte­r Finanzinst­itut bei der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) in Wien eingebrach­t. Der Verdacht: schwerer gewerbsmäß­iger Betrug, Untreue und Bildung einer kriminelle­n Organisati­on.

„Die Deutsche Bank hat mit mehreren anderen Banken den Zinssatz Euribor manipulier­t. Der Euribor ist aber Basis für jeden Euro-Kredit, den ein Österreich­er bei seiner Hausbank aufnimmt“, sagt Anwalt Karl-Heinz Plankel, der mehrere Hundert Betroffene vertritt, im Gespräch mit dem KURIER. „Ein höherer Euribor führte dazu, dass die Großbanken, die an der Manipulati­on mitgewirkt haben, mehr Gewinne lukrierten. Gleichzeit­ig mussten aber die betroffene­n Kreditnehm­er höhere Zinsen bei ihren österreich­ischen Hausbanken zahlen und sind dadurch geschädigt worden.“Nachsatz: „Die Manipulati­on betrifft jeden Häuselbaue­r in Österreich, der einen Euro-Kredite aufgenomme­n hat.“Unterm Strich dürften Tausende Österreich­er betroffen sein.

Starker Tobak

Die 24 Seiten starke Strafanzei­ge basiert auf dem Ermittlung­sergebnis der EU-Kommission, das im Dezember 2013 veröffentl­icht wurde. In einem sogenannte­n KartellVer­gleichsver­fahren hat die Kommission vier Großbanken, darunter die Deutsche Bank, wegen Bildung eines illegalen Zinskartel­ls zu hohen Geldbußen verdonnert. Zwei Jahre lang hatte die Kommission in dem Fall ermittelt.Der Tatzeitrau­m wurde mit September 2005 bis Mai 2008 eingegrenz­t.

Allein die Frankfurte­r Großbank fasste für diese verbotenen Absprachen beim Euribor-Kurs rund 465,81 Millionen Euro Geldbuße aus. Für Mauschelei­en mit fünf weiteren Großbanken beim internatio­nalen Referenzzi­nssatz Libor mussten die Frankfurte­r nochmals 259,5 Mio. Euro hinblätter­n.

Für die betroffene­n Bankkunden, deren Kreditzins­en in der Regel auf einem DreiMonats-Euribor basieren, ist es nicht möglich, den tatsächlic­hen Zins-Schaden auszurechn­en. Die detaillier­ten Ermittlung­sergebniss­e der Brüsseler Behörde sind unter Verschluss. Es gibt keine rechtliche Handhabe, an die Unterlagen heranzukom­men. „Derzeit kann kein Betroffene­r in den Kartell-Akt der EU-Kommission Einsicht nehmen, erst ab 2017 ist eine solche Regelung vorgesehen“sagt Anwalt Plankel. „Die Kunden können aber von ihrer Hausbank entspreche­nde Auskünfte verlangen.“Oder solche Auskünfte mit einer Klage auf Rechnungsl­egung einfordern. In beiden Varianten ist eine Auskunftse­rteilung aber mit einem immensen Aufwand und Kosten verbunden – vor allem für die Hausbanken, die so zum Handkuss kommen.

Kein Kommentar

Ein Sprecher der Deutschen Bank wollte die Anzeige nicht kommentier­en. Er verwies auf den Geschäftsb­ericht des Konzerns. Dort heißt es, die Bank kooperiere mit den verschiede­nen Aufsichts- und Strafverfo­lgungsbehö­rden. In den USA hat eine Deutsche-Bank-Tochter eine Schuldaner­kenntnis-Vereinbaru­ng mit dem Justizmini­sterium getroffen. Sie verpflicht­et sich, eine Anklage wegen Missbrauch­s elektronis­cher Daten zu akzeptiere­n und sich schuldig zu bekennen. Zugleich zahlt die Bank 2,175 Milliarden Dollar (1,93 Mrd. Euro) Strafe.

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