Adi Hütter feiert, Lionel Messi trauert
Grand Prix in Suzuka. Japan ist verrückt nach der Formel 1. Ein Publikumsliebling könnte heuer zum letzten Mal dabei sein. Spanien/Schweiz. Barça verlor, Bern gewann
Eigentlich war ja geplant, dass Jenson Button gestern seinen Rücktritt erklärt. Es hätte alles gepasst. Der Zeitpunkt: Das dritte Drittel der Saison, in dem die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Der Ort: Buttons zweite Heimat Japan, das Land seiner Frau Jessica.
Suzuka, wo die Formel 1 noch eine heile Welt ist, wo die Stadt Jahr für Jahr ein Volksfest erlebt, wenn die Rennserie ihre Zelte aufbaut. 150.000 Fans besuchen am Rennsonntag (Start: 7.00 MESZ/live ORFeins, RTL, Sky) die Strecke. Schon am Tag vor (!) dem ersten Training sind die Tribünen neben dem Riesenrad gut besetzt. Im Honda-Land, einem Vergnügungspark rund um die Rennstrecke, flanieren die rennsportverrückten Fans, schwenken Fahnen, tra- gen Hüte mit Modell-Rennwagen. Sie stehen Schlange, um sich die Autogramme von den beliebtesten Fahrern abzuholen. Die da sind (und das ergab eine OnlineUmfrage unter 217.000 Formel-1-Fans): 1. Kimi Räikkönen, 2. Fernando Alonso, 3. Jenson Button.
Doch ebenjener Jenson Button sitzt am Donnerstag bei der Pressekonferenz und sagt: nichts. Oder kaum etwas. Floskeln wie: „Es gibt viele Möglichkeiten für 2016“, oder: „Ich bin in guten Gesprächen mit dem Team.“
Nachzügler
Button, mittlerweile 35, sitzt heuer im falschen Auto. Der McLaren ist mit dem HondaMotor nicht konkurrenzfähig. Eine Situation, die sich auch im kommenden Jahr nur schwer ändern wird lassen. Die Motivationskurve scheint nach unten zu zeigen. „Jeder Pilot hat Spaß daran, um Siege zu kämpfen. Deswegen machen wir das“, sagt Button und heizt damit Gerüchte um einen Rücktritt wieder an.
Charismatiker
278 Rennen hat der Brite absolviert, so viele wie kein anderer aktiver Pilot. 2009 saß er im richtigen Auto (BAR), und wurde Weltmeister. Der ehemalige Grand-Prix-Sieger John Watson (69) nützt die Diskussion um den möglichen Abgang von Button zu einer Kritik an der heutigen Fahrergeneration. „Abgesehen von seinen Qualitäten als Rennfahrer bringt Button weitere mit, die fehlen würden: Bescheidenheit und Persönlichkeit“, sagte Watson der Zeitung Sport 360. „Es mangelt an etwas, das man charismatische Charaktere nennen könnte.“
Sollte Button Ende der Saison tatsächlich auf hören, ginge nicht nur ein ehemaliger Weltmeister. Sondern vor allem einer der wenigen noch verbliebenen echten Typen in der Formel 1. Der FC Barcelona verlor das erste Spiel in dieser Saison, die erste Niederlage nach 18 Liga-Spielen. Bei Celta in Vigo gab es für die Startruppe rund um Lionel Messi eine überraschend klare 1:4-Pleite, die höchste Niederlage unter Trainer Luis Enrique. Und zu allem Übel hat Erzrivale Real Madrid mit einem 2:1Sieg in Bilbao die Tabellenführung erobert. Barcelona ist nur noch Fünfter in der Tabelle. Den Spott der Medien bekam, obwohl er keinen Schnitzer machte, wieder Tormann Marc Andre ter Stegen zu spüren. „Ter Stegen kann nicht einmal Taxis stoppen“, höhnte die Madrider Sportzeitung Marca über den 23-jährigen Deutschen. Der junge und mit dem Fuß spielstarke, zuletzt aber unsichere Keeper müsse aber auch beweisen, dass er Schüsse aufs Tor halten kann, analysierte Mundo Deportivo. „Sonst kann man gleich mit elf Feldspielern spielen.“
Für die Medien ist es unbegreiflich, dass Barcelona diese Saison schon zum dritten Mal vier Gegentore kassiert hat. 4:5 im europäischen Supercup gegen FC Sevilla, 0:4 im spanischen Supercup gegen Bilbao und nun 1:4 gegen Celta. Ter Stegen hat in sechs Spielen schon 15 Gegentore erhalten. Also ist lautes Aufatmen zu hören, weil Claudio Bravo nach seiner Verletzung das Training wieder aufgenommen hat. Der Chilene war letzte Saison der Meisterschafts-Tormann der Katalanen.
Hütters Handschrift
In der Schweiz wird Adi Hütter gefeiert. Und dem ehemaligen Salzburg-Trainer hat Young Boys Bern alle drei Spiele (eines davon im Cup) nicht verloren, am Mittwoch sogar Basel mit 4:3 die erste Saisonniederlage zugefügt. Der Berner Zeitung schreibt: „Und vor allem ist es ein starkes Ausrufezeichen der Young Boys, die sich mit einer begeisternden Leistung endgültig aus der Krise verabschieden und dem Publikum mit der Handschrift Hütters viel Freude bereiten.“