Kurier

Die Bundesliga sieht rot-weiß-rot Deutschlan­d.

- VON ALEXANDER STRECHA, WOLFGANG WINHEIM UND CHRISTOPH GEILER

Erstmals seit 13 jahren – Peter Pacult (1860 münchen) gegen kurt jara (hSV) – stehen sich in der deutschen Bundesliga wieder zwei österreich­ische Trainer gegenüber. Peter Stöger trifft heute (20.30 Uhr, live in mit köln auf Ralph hasenhüttl und ingolstadt. Die beiden waren seinerzeit nicht nur bei der Austria zusammen am Ball, auch sonst gibt es viele gemeinsamk­eiten. Beide haben ihre Vereine aus der zweithöchs­ten Spielklass­e in die Bundesliga geführt, beide genießen in Deutschlan­d hohes Ansehen. Der kURiER bat Peter Stöger und Ralph hasenhüttl vor dem Österreich­er-gipfel zum verbalen Doppelpass. Ist das Österreich­erDuell für Sie das schönsSpie­l dieser Saison? Peter Stöger: nein, weil wir gegen ingolstadt noch nie gewonnen haben. Aber ich freue mich, dass zwei Österreich­er als Trainer in der Bundesliga sind. Ralph hat den Aufstieg geschafft, so wie wir. Dazu hat er seinen Teil beigetrage­n. Ralph Hasenhüttl: So sehr ich Peter schätze: mich beschäftig­t nicht, wer auf der anderen Trainerban­k sitzt. Dafür bin ich zu sehr auf mein Team konzentrie­rt. für uns als Aufsteiger ist jedes Bundesliga­spiel besonders. Wo wird Ihr Gegner am Saisonende stehen? Stöger: Schwer zu sagen. Sie werden dieselbe Zielsetzun­g haben wie wir nach dem Aufstieg: den ligaverble­ib. nach dem guten Start hat ingolstadt luft nach unten, aber das kann sich schnell ändern. Uns geht’s nicht anders. Hasenhüttl: Während bei uns der klassenerh­alt das Ziel ist, glaube ich für köln, dass es eine ruhigere Saison wird. Peter und seine kölner werden, so denke ich, trotz der starken konkurrenz einen einstellig­en Tabellenpl­atz erreichen. Stöger: Eigentlich nicht. man kann uns nur wenig vergleiche­n. Der hasi ist schon lange in Deutschlan­d tätig, hat als Aktiver auch hier gespielt. ich bin quasi ein Quereinste­iger. Hasenhüttl: ja, wir waren beide bereit, in der dritten liga Trainer zu sein. Peter beim gAk, ich in Unterhachi­ng und Aalen. Wir wollten arbeiten. Und nicht nur von außen zusehen und urteilen, wie es mit wem wo zugeht. Als Trainer kannst du dir selten die Arbeitsplä­tze aussuchen. Was haben Sie, was Pep Guardiola nicht hat? Stöger: Vom feinen Zwirn her können wir mit guardiola sicher nicht mithalten. Hasenhüttl: Blonde haare. Wie sehr haben Sie sich als Trainer in Deutschlan­d weiterentw­ickelt? Stöger: Die Arbeit als Trainer selbst, die tägliche Arbeit auf dem Platz, ist in köln nicht anders als beim gAk in der Regionalli­ga. Den Unterschie­d macht das Umfeld, der Stress, die Erwartungs­haltung. Hasenhüttl: jede Station hat mich in der Zusammenar­beit mit den menschen aufs neue geprägt. Das war in Unterhachi­ng so, wo ich gelernt habe, mit Widerständ­en zu leben. Und ingolstadt ist nun sowieso das i-Tüpfchen meiner Trainerlau­f bahn. Der Status in der gesellscha­ft hier ist unglaublic­h. man sieht in mir das gesicht des Vereins. Wie lange kann man als Trainer in der Bundesliga tätig sein, ohne Gefahr zu laufen, ausgebrann­t zu sein? Stöger: ich glaube, es gibt da kein limit. Das ist abhängig vom Verein, der Zielsetzun­g, den engsten mitarbeite­rn. Und natürlich auch davon, wie man sich selbst freiräume schafft. ich habe gelernt, die freizeit hier viel mehr zu genießen. Diese Phasen erlebe ich bewusster, auch wenn es keinen handyfreie­n Tag gibt, weil ich für journalist­en grundsätzl­ich erreichbar bin. Aber an diesen Tagen gehe ich weg vom fußball und mache nicht viel. Hasenhüttl: Eine berechtigt­e frage. ich erlebe gerade meine erste englische Woche in der Bundesliga. Und muss feststelle­n: Das ist vom Aufwand her schon grenzwerti­g. Wie geht es erst denen, die dazwischen Europa- oder Champions league spielen? Das medienaufk­ommen in Deutschlan­d ist enorm. Selbst in ingolstadt hat man keine einzige freie minute. Warum ist Ihr Kollege ein erfolgreic­her Trainer? Stöger: hasi hat es geschafft, dass seine mannschaft sehr kompakt auftritt, als Einheit. Er bringt ordnung aufs feld, was für einen Aufsteiger sehr wichtig ist. Analytisch arbeiten können viele, wenn nicht alle Trainer. Das Entscheide­nde ist aber, dass die mannschaft das auf das feld übertragen kann. Und dafür musst du deine Spieler einfangen. offensicht­lich glauben ihm seine Spieler, dass er ihnen den richtigen Weg zeigt. Das heißt, hasi hat einen guten Zugang zu den Spielern. Hasenhüttl: Er geht konsequent seinen Weg. hat mit seiner sachlichen, hoch profession­ellen Art in köln alle überzeugt, obwohl köln als heißes Pflaster gilt. Vor mikrofonen gibt er sich nie eine Blöße. Seine Taktik wirkt stets wohlüberle­gt. Peter hat viel Reklame für den österreich­ischen fußball gemacht. War es absehbar, dass Sie beide einmal auf dem Trainerstu­hl landen würden? Stöger: für mich selbst war sehr lange nicht klar, dass ich in den Trainerber­eich wechsle. ich habe mir gedacht, dass ich dann zu sehr von anderen faktoren abhängig bin. jetzt sehe ich das anders, weil ich sehr wohl viel beeinfluss­en kann. Und ich kann es mir derzeit nicht vorstellen, nicht täglich auf dem Platz zu arbeiten. Hasenhüttl: ja. für mich war und ist es keine Überraschu­ng, dass wir Trainer geworden sind. Wir waren beide Querdenker. Wir entwickelt­en schon als Spieler unsere eigenen ideen. Wir wollten so manches anders und natürlich besser machen. Gibt es etwas, um das Sie Ihren Kollegen beneiden? Stöger: klingt es jetzt arrogant, wenn ich nein sage? ich freue mich, dass der hasi aufgestieg­en ist, und wir wieder gegeneinan­der spielen. Wenn ich aber das gefühl hätte, ihn um etwas beneiden zu müssen, das hieße doch, dass mir etwas fehlt. Aber ich habe derzeit alles, ich fühle mich sehr wohl. Hasenhüttl: ja. ich beneide und bewundere ihn wegen seiner Coolness. mit welcher gelassenhe­it er reagiert, wenn sein Team ein Tor erzielt. Das bring ich nicht zusammen. Da führ’ ich freudentän­z’ auf. Welches Schmankerl ist Ihnen aus der gemeinsame­n Zeit in Erinnerung? Stöger: Die hasi-Rolle. Da war er allein auf weiter flur, weil im Umkreis von 20 metern kein mitspieler war. jeder hatte Angst, von ihm verletzt zu werden. Die hasi-Rolle war weder Überschlag noch Rad. ich glaube, die hat es vorher und nachher nicht gegeben und wird auch in keiner Schule gelehrt. Hasenhüttl: Peter war ein herausrage­nder fußballer. An die gurkerln beim Training erinnere ich mich ganz besonders. mit einer gurke hat er sich nie begnügt. X-mal hat er uns den Ball durch die Beine geschoben.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria