Wien als Begegnungsort der Westbalkanländer
Annäherungsversuche. Ende August fand in Wien die zweite Westbalkankonferenz statt, mit dem Ziel die Länder der Region einander wirtschaftlich und gesellschaftlich näher zu bringen
Bei der Konferenz wurden wirtschaftliche und politische Reformen am Westbalkan in Hinblick auf verbesserte Rahmenbedingungen für Investoren und Industrie diskutiert, und es konnten auch einige konkrete Projekte angedacht und realisiert werden. Großes Lob seitens der EU gab es für die Außenminister BosnienHerzegowinas und Montenegros, die bei der Konferenz einen Grenzvertrag unterschrieben haben und somit einen jahrelangen Streit beilegen konnten. „In den westeuropäischen Ländern sind solche Verträge ganz selbstverständlich, doch in einer Region, die vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten im Krieg war, ist das eine große Sache“, sagte bei der Gelegenheit der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
Initiative aus Berlin
Die erste Westbalkankonferenz fand vor einem Jahr in Berlin statt und war von der deutschen Bundesregierung initiiert worden, bis 2016 soll es insgesamt fünf solche Konferenzen geben; mit Regierungschefs, Außenministern und Wirtschaftsministern der Westbalkanländer sowie mit Vertretern der Europäischen Kommission, Internationaler Finanzinstitutionen. Der Prozess soll die Annäherung der Balkanländer an die EU beschleunigen.
Thematisiert wurden in Wien auch grenzüberschreitende Energie- und Verkehrsprojekte, die Unterstützung bei der Entwicklung eines Dualen Berufsausbildungssystems sowie Infrastrukturinvestitionen am Westbalkan. Konkret ging es um den Bau einer Autobahnstrecke zwischen Serbien und Kosovo.
Infrastruktur, Energie, Jugend
Auch die Eröffnung eines Koordinationsbüros für Jugendprojekte in der Region wurde beschlossen. Dabei geht es um den Studentenaustausch, damit junge Menschen in der Region einander besser kennenlernen und nicht mehr mit Ängsten aus der Vergangenheit begegnen. Die Konferenz wurde jedoch von der aktuellen Flüchtlingskrise überschattet und einen anderen Wermutstropfen gab es auch: Am zweiten Tag der Konferenz stoppte eine Klage Kroatiens den Export bosnischer Milch in die EU.
Nicht gerade ein Zug, den man sich bei einer Konferenz für die bessere Zusammenarbeit erwarten würde. Der Streit konnte inzwischen jedoch beigelegt werden. Für die Klage gab es keine standhaften Argumente und die bosnische Milch wird seit einigen Woche in der EU verkauft.