Kurier

Kleidung aus dem Meer

Recycelte Mode. Um seinem Sohn eine bessere Welt zu hinterlass­en, startete Javier Goyeneche ECOALF

- – BRW

Javier Goyeneche (44) will seinem Sohn eine bessere Welt hinterlass­en.

Seine Begeisteru­ng für die Idee, die hinter seiner Marke steht, ist weder zu übersehen noch zu überhören. Und die Jacken, Gilets, Mäntel, Taschen und anderen Dinge, die er präsentier­t, lassen von der Qualität her erstaunen.

2009 startete Javier Goyeneche aus Spanien seine Firma ECOALF. Der Name verbindet ECO (ökologisch) mit dem Namen seines Sohnes ALFredo, für den er sich eine nachhaltig­ere Welt wünscht. Ausgangspu­nkt war Frust. Der KURIER traf den Entreprene­ur in Wien. KURIER: Wie hat alles begonnen? Javier Goyeneche: Als mein Sohn zur Welt kam, habe ich darüber nachgedach­t, was für eine Welt wir der nächsten Generation hinterlass­en und meine Frustratio­n darüber, wie wir mit den natürliche­n Ressourcen der Welt umgehen, war enorm. Und wohin wollten Sie?

Ich wollte eine Modelinie kreieren, die wirklich nachhaltig ist. Dafür sollte bahnbreche­nde Technologi­e zum Einsatz kommen, die es ermöglicht, aus total recyceltem Material Kleidung und Accessoire­s zu machen, die ausschauen, wie die besten nicht-recycelten Produkte. Ist das gelungen?

Nach drei Jahren. Das recycelte Material, das wir zunächst am Markt fanden, war von der Menge her zu gering und von schlechter Qualität. Daher haben wir unsere eigenen Fabriken aufgebaut. Was recyceln Sie?

Wir recyceln ausrangier­te Fischernet­ze. Die sind ja meistens kilometerl­ang und werden, wenn sie nicht mehr benützt werden können, oft einfach auch ins Meer geschmisse­n. Dann natürlich benützte Plastikfla­schen, ausrangier­te Reifen, verarbeite­te Baumwolle. Auch benützte geriebene Kaffeebohn­en sammeln wir und machen daraus Badeanzüge, Sneakers und Accessoire­s. Machen Sie das alleine?

Nein, das wäre nicht möglich. Heute haben wir bereits elf aktive Allianzen rund um die Welt. In Japan, Korea, Mexiko, Portugal, Taiwan, Spanien usw. Das ermöglicht uns eine kontinuier­liche Weiterentw­icklung der Verarbeitu­ng von recycelten Materialie­n. Wir haben be- reits 30 Millionen Plastikfla­schen und 40 Tonnen Fischernet­ze verarbeite­t. Sie haben aber noch etwas Wichtiges begonnen.

Als meine allergrößt­e Herausford­erung habe ich es immer empfunden, die Meere reinigen zu helfen. Die Idee ist es, Fischer dazu zu bringen, den Schmutz und Abfall, der sich in ungeheuren Mengen in ihren Netzen verfängt, nicht wieder ins Meer zu werfen, so wie sie es seit Generation­en gewöhnt waren, sondern an uns zu liefern. Auch daraus machen wir Konsumprod­ukte. Das ganze letzte Jahr habe ich die Durchführb­arkeit dieses Projektes erforscht und versucht, die richtigen Partner zu finden. Ist Ihnen das auch gelungen?

Ja, wir haben uns unter anderem mit Fischer-Vereinigun­gen zusammenge­tan. Wir haben ihnen Schiffe mit Containern zur Verfügung gestellt, in denen sie den Abfall sammeln und am Ende des Tages im Hafen abliefern können. Von dort wird er abgeholt, klassifizi­ert, sortiert und recycelt. Wie viele machen da schon mit?

Vor drei Monaten haben wir mit 200 spanischen Fischern als Versuch gestartet. Wir hoffen, dass in einem Jahr die ersten Produkte, die aus Meeres-Abfall entstanden sind, in die Geschäfte kommen. Und wie sehen Sie die Zukunft?

Ich glaube, 2015 ist das Jahr, in dem viele junge Companien versuchen, Dinge sich in einer anderen Art entwickeln zu lassen. Junge Labels mit frischer Energie wollen für etwas stehen, an das sie wirklich glauben. Mode kann nicht nur dazu da sein, gut auszusehen. Es muss sich dabei auch um etwas handeln, was richtig ist, damit man sich gut fühlt.

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 ??  ?? Vom Schmutz im Fischernet­z (ganz links) bis zur Plastikfla­sche: ECOALF erzeugt recycelte Mode, die nicht recycelt aussehen soll
Vom Schmutz im Fischernet­z (ganz links) bis zur Plastikfla­sche: ECOALF erzeugt recycelte Mode, die nicht recycelt aussehen soll
 ??  ?? Ein Mann mit Weitblick: Javier Goyeneche (44) aus Spanien
Ein Mann mit Weitblick: Javier Goyeneche (44) aus Spanien
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