Kurier

Sport findet nicht Stadt

Wien-Wahl. Die politische­n Parteien in der Bundeshaup­tstadt haben Sport und Bewegung kaum im Programm.

- VON ALEXANDER STRECHA

Sportstadt Wien. Von wegen. In den Wahlprogra­mmen der einzelnen Landespart­eien vor der Wien-Wahl im Oktober spielt der Sport keine geringe Rolle. Er spielt nämlich gar keine Rolle. Obwohl Studien belegen, dass Bewegung und Sport in der Prävention Millionen an Euro sparen würden für das Gesundheit­ssystem.

Wien hat ein großes Angebot für Freizeit- und Hobbysport­ler. Umgekehrt verfügt Wien über ein Happel-Stadion, in dem künftig keine Europa League, Champions League oder Europameis­terschaft zu Gast sein wird, weil es den modernen Ansprü- chen schon lange nicht mehr gerecht wird. Wien hat keine multifunkt­ionale Halle wie fast jede europäisch­e Stadt in ähnlicher Größenordn­ung.

Der KURIER blätterte die Wahlprogra­mme durch und fragte in Folge bei den Sportsprec­hern der einzelnen Parteien nach, welchen Stellenwer­t der Sport in der Weltstadt Wien besitzt. – SPÖ Im Wahlprogra­mm der SPÖ Wien findet Sport nicht statt. Sportsprec­her Thomas Reindl hat damit keine Freude. „An und für sich hat der Sport in der Partei aber einen hohen Stellenwer­t, das Angebot ist vielfältig. Viel wird über Vereine und Schu- len abgewickel­t.“Das Wahlprogra­mm sei kein Signal, „dass der SPÖ der Sport egal ist“. Reindl selbst ist Sportfan und Präsident des Fußballklu­bs FC Stadlau. „In unserem Sportzentr­um ist das Angebot sehr groß.“

An der Basis, so Reindl, passiere schon einiges und verweist auf die vielen Kunstrasen-Fußballplä­tze, die in den letzten Jahren verlegt worden sind. Einer neuen Mehrzweckh­alle steht er aber skeptisch entgegen. „Wer soll sie bespielen? Die wird nur bei internatio­nalen Events voll, nicht national.“ – Die Grünen Auch im grünen Wahlprogra­mm für die WienWahl sucht man vergeblich nach dem Wort „Sport“. „Das ref lektiert aber nicht, dass für den einzelnen und die Sportpolit­ik der Sport keine Bedeutung hat“, meint Sportsprec­herin Jennifer Kikert. „In der letzten Periode wurde viel für die Großverein­e wie Rapid, Austria oder die Vienna Capitals getan. Jetzt sollte der Fokus auf dem Breitenspo­rt liegen. Ich wünsche mir eine Systemände­rung, eine bessere Zusammenar­beit zwischen den Vereinen und den Schulen. Langfristi­g tut das dem Sport gut.“

Die Forderung nach einer täglichen Turnstunde sieht Kikert nicht uneingesch­ränkt positiv. „Ich habe nichts dagegen. Aber wenn man weiß, wie manche Turnsäle beschaffen sind, dann halte ich diese Forderung für eine Augenauswi­scherei.“Dass Sport wichtig für gesundheit­liche Prävention und die Integratio­n ist, sei unbestritt­en, so Kikert. „Vor allem in Zeiten wie diesen.“ – ÖVP Er hat drei Leistungss­portler als Söhne und ist selbst beim Ruderverba­nd tätig. Für Berndt Querfeld ist es „erschrecke­nd, welch geringen Stellenwer­t der Sport für alle Parteien hat“. Auch für seine eigene. Im Wahlpro- gramm der ÖVP kommt der Sport immerhin vor, wenngleich unter der Rubrik Bewegung. „Die Stadt Wien hat sich als Sportstadt verabschie­det.“Es gäbe kaum Ambitionen, internatio­nale Veranstalt­ungen nach Wien zu holen. „Wien hat kaum eine Sportanlag­e, die dem Excelent-Status entspricht.“

Daher fordert er eine Multifunkt­ions-Halle. „Denn es dreht sich ja im Kreis: Keine Halle, keine internatio­nalen Events, keine Talente, die Vorbilder haben.“Die Ruder-WM 2019 findet in Linz-Ottensheim statt. „Warum nicht in Wien auf der Neuen Donau? Internatio­nale Bewerbe heben den Status.“

Im Wahlprogra­mm geht die FPÖ zum Sport auf Opposition­skurs, auf Nachfrage wird dann aber ein Konzept-Papier vorgelegt. Günter

war einst selbst Leistungss­portler und wünscht sich eine Entpolitis­ierung der Sportförde­rung in Wien. „Die Dachverbän­de sollen nicht abgeschaff­t werden, denn dort passiert eine gute Basis-Arbeit. Es geht um zusätzlich­e Förderunge­n, die auf Umwegen wieder zu den Verbänden fließen.“

Kasal wünscht sich für Wien zudem ein LandesSpor­tzentrum. „Der Bereich um die vorhandene­n Sportstätt­en im Prater wäre mit einigen Ergänzunge­n durchaus geeignet.“ – Neos 44 A4- Seiten Wahlprogra­mm für den Urnengang in Wien, aber kein Wort wird über den Sport verloren. Auf Nachfrage hat die Pressestel­le jedoch ein Arbeitspap­ier parat. Und darin beziehen die Neos klar Stellung: „Wien ist blamables Schlusslic­ht unter Europas Hauptstädt­en hinsichtli­ch der Sport-Infrastruk­tur.

Im Prater und der Lobau wäre es ohne größere Probleme möglich, Grünfläche­n für den Sport zu adaptieren. Städte wie Paris und Budapest zeigen, dass in jedem größeren Park eine kostenlose Sportanlag­e zur Verfügung stehen kann.“

Die Neos fordern den Ausbau und Neubau von Sportanlag­en, Turnsälen für Schulen, Sporthalle­n und Leistungsz­entren, wobei eine Sportarten-übergreife­nde Nutzung in Betracht gezogen werden muss. „ Dem Sport in Wien müssen die Bedeutung und die Möglichkei­ten gegeben werden, die bisher angekündig­t wurden.“

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