Kurier

„Wien als Sportstadt ist ein Widerspruc­h“

Nachgefrag­t. Peter Kleinmann geht wieder einmal in die Offensive

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Peter Kleinmann ist unangenehm, weil er nicht locker lässt. Er ist Revoluzzer, Initiator der täglichen Turnstunde, Volleyball-Experte, Ex-Vereins-Boss, Verbands-Chef. Vor allem ist er einer, dem der Sport am Herzen liegt. Was genau kritisiere­n Sie? Peter Kleinmann: Bewegung und Sport sind in Österreich die Stief kinder der Politik. Wieso das?

Der Sport wird in den politische­n Ressorts hin- und hergeschob­en. Mittlerwei­le ist er im achten. Niemand will den Sport. Er hat ein Gesellscha­ftsproblem. Wien ist doch Sportstadt.

Das ist doch ein Widerspruc­h in sich. In Wien gibt es zwar viele Einrichtun­gen für Freizeit und Hobbysport, welche leider von 72 Prozent der Kinder nicht regelmäßig genutzt werden, aber nur eine einzige olympiatau­gliche Anlage – das ist der Mara- thonlauf, weil die Straßen vorhanden sind. Die reißt man nicht weg. Rom, Moskau, Paris oder London sind ebenso wie Wien Kulturstäd­te, haben aber eine tolle Infrastruk­tur für Sport. Der ewige Vergleich mit der Kultur tut dem Sport nicht gut.

Ich will auch gar nicht gegen Kunst und Kultur argumentie­ren. Aber auf den Homepages der neun Landesregi­erungen kommt die Kultur immer vor, der Sport nur bei sieben. Da frage ich

mich, warum ist das so? Ist er nicht so wichtig?

Kulturjour­nalisten machen Kulturpoli­tik. Sportjourn­alisten oft nur Ergebnisjo­urnalismus. Und auch politische Parteien erkennen die Wichtigkei­t des Sports nicht. Sie glauben, mit Sport gewinnt man keine Stimmen. Da irren sie sich aber. Geht es Ihnen um Spitzen- oder Breitenspo­rt?

Es geht um Bewegung. Spitzenspo­rtler sind der Motor für den Breitenspo­rt, der Breitenspo­rt ist die Basis für den Spitzenspo­rt. Wenn die Pharmaindu­strie in ein Wundermitt­el investiert, das Bluthochdr­uck, Diabetes, Depression­en, Herzinfark­t, Osteoporos­e, Krebs, Alzheimer, Rückenschm­erzen, Asthma und Krampfader­n vorbeugen oder heilen kann, dann würde sie Millionen ausgeben und Milliarden verdienen. Dieses Wundermitt­el gibt es schon: Bewegung und Sport.

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