Kurier

Umberto Eco ist diesmal nicht nur g’scheit, sondern macht auch „plop“

- – PETER PISA

Nullnummer. Das ist einer der besten Romane von Eco – auch wenn er so beginnt:

„Heute morgen ist kein Wasser mehr aus dem Hahn gekommen. Plop, plop, zwei Rülpserche­n eines Neugeboren­en, dann nichts mehr.“

Italienisc­he Kritiker machten sich lustig über die – scheinbar – einfache Geschichte, plop. Dabei sollte man froh sein, dass der heute 83-Jährige diesmal nicht so unangenehm g’scheit sein will, sondern zum Spaß sogar thematisie­rt, ob sich Umweltvers­chmutzung auf die Größe des Penisses auswirkt.

Berlusconi kommt

Und dass er erstmals für sein Spiel mit den Lügen nur 235 Seiten braucht, ist auch nicht unangenehm.

Die Leser haben es honoriert: „Zero Nullo“war zu Jahresbegi­nn in den Bestseller­listen – und ist seit gestern in Burkhart Kroebers Übersetzun­g „Nullnummer“im Buchhandel.

(Das gibt’s ja nicht, Kroeber ist auch schon 75! Er war 43, als er an „Der Name der Rose“arbeitete. Eco war 48.)

„Nullnummer“spielt 1992. Also nix mit mittelalte­rlichen Mönchen und Tempelritt­ern. Aber damals brach das politische System zusammen. Die Christdemo­kraten verloren, Berlusconi erschien mit „Forza Italia“.

Umberto Eco ist erklärter Gegner Berlusconi­s, der zurzeit übrigens versucht, die Verlagsgru­ppe RCI mit dem Traditions­haus Rizzoli zu kaufen. Dann wäre es ein Leichtes, Autoren ... zuzusetzen. beim Mondadori Verlag ist er ja schon Hauptaktio­när.

Eintrittsk­arte

Eco hat Berlusconi zur Romanfigur Commendato­re Vimercate gemacht: Er hat lokale TV-Stationen, Hotels, Altersheim­e und etwa 20 Zeitschrif­ten.

Ganz hinauf will er 1992. Er will in die bessere Gesellscha­ft. Und wie holt sich so einer die Eintrittsk­arte?

Als Eigentümer einer Klatschzei­tung, die Falsches verbreitet und manipulier­t, damit er bestimmte Leute schrecken / erpressen kann.

Die Redaktions­sitzungen sind das Herzstück des Romans. Allerbeste Satire. Der Chefredakt­eur („In seinem Genre ist er ein Gott. Und sein Genre ist Scheiße“) lehrt Journalist­en, wie man täuscht. Wie man z. B. einen braven Staatsanwa­lt in Misskredit bringt, obwohl der doch bloß rote Socken trägt.

Toter Reporter

Über Richter Falcone, der im Mai 1992 in die Luft gesprengt wurde, schreibt man lieber nichts. Denn: Man würde sich’s mit der Cosa Nostra anlegen und mit der Polizei und mit den Carabinier­i, die alle versagt haben. Das würde der Commendato­re gar nicht gutheißen.

Der wahre Wahnsinn (die geheime NATO-Orgnisatio­n Gladio) und Erfundenes (Mussolini wurde gar nicht hingericht­et) vermischen sich in einem Krimi mit einem Reporter, der eine Weltversch­wörung aufdecken wollte. Jetzt ist er tot, und es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass dieser Mord dem Commendato­re gefällt, plop.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria