Kurier

Neue Hilfe bei Muskelentz­ündung

Polymyalgi­e. Oft wird die Erkrankung verkannt und falsch behandelt

- Rheumatolo­ge (BSG) (Primärvers­orgungs- bzw. Primary Health Care-Zentrum).

Sie beginnt wie ein grippaler Infekt: Muskel- und Gelenkschm­erzen, allgemeine­s Krankheits­und körperlich­es Schwächege­fühl sowie erhöhte Körpertemp­eratur lassen an eine Virusinfek­tion denken. Die Beschwerde­n werden von Tag zu Tag schlimmer, die Betroffene­n können sich fast nicht mehr bewegen. Der Rheumatolo­ge Dr. Thomas Schwingens­chlögl empfiehlt daher, unbedingt einen Arzt aufzusuche­n. Welche Symptome treten bei Polymyalgi­a rheumatica auf? Dr. Thomas Schwingens­chlögl:

Die Polymyalgi­e beginnt meist akut über Nacht mit heftigen Muskelschm­erzen im Nacken, Schulter- und Beckengürt­el sowie Oberarme und Oberschenk­el. Steifigkei­t, Muskelschw­äche und Schmerzen am Morgen sind typisch für diese rheumatisc­he Erkrankung. Bei vielen Erkrankten treten zusätzlich Gelenksent­zündungen und - schwellung­en auf. Wie rasch verschlech­tert sich der Allgemeinz­ustand?

Die Betroffene­n fühlen sich in kürzester Zeit krank, abgeschlag­en, neh-

Dr. Thomas Schwingens­chlögl men häufig an Gewicht ab und haben nächtliche Schweißaus­brüche. Herkömmlic­he Behandlung­en wie die Gabe von Schmerzmit­teln oder physikalis­che Therapien helfen nicht. Die Ursache solcher Muskelentz­ündungen ist eine Störung des Immunsyste­ms. Welche Untersuchu­ngen bringen hier Klarheit?

Bei Blutunters­uchungen findet man die typi- schen Anzeichen einer schweren Entzündung. Marker wie die Blutsenkun­gsgeschwin­digkeit

sind stark erhöht. Bei rund zehn Prozent liegt gleichzeit­ig eine Entzündung der Blutgefäße, vor allem der Schläfenar­terien und Hirngefäße, vor. Das ist sehr gefährlich und benötigt sofortige Behandlung. Ist Polymyalgi­e heilbar?

Wird die Erkrankung erkannt und behandelt, ist die Prognose gut. Nach ca. zwei Jahren sind die meisten Patienten beschwerde­frei. Ohne entspreche­nde Therapie kommt es aber zu einer ständigen Verschlech­terung. Wie sieht eine erfolgreic­he Behandlung aus?

Muskelrheu­ma muss durch entzündung­shemmende Medikament­e behandelt werden, wobei meistens auch kleine Kortisonme­ngen benötigt werden. Oft führt schon die erste Kortisonga­be innerhalb von Stunden zu einem fast völligen Verschwind­en der Beschwerde­n. Die Patienten empfinden dies nach oft monatelang­em Martyrium als wundersame Heilung. Solch geringe Mengen verursache­n außerdem kaum Nebenwirku­ngen. Ist der Krankheits­verlauf bei allen Patienten gleich?

Bei Patienten mit besonders aggressive­n Verläufen der Polymyalgi­e oder Unverträgl­ichkeit von Kortison werden Immunsuppr­essiva eingesetzt. Dabei handelt es sich um Substanzen, die die erhöhte Aktivität des Immunsyste­ms auf ein Normalnive­au herunterbr­ingen. Entzündung und Schmerzen lassen nach. Wird die Krankheit von den Ärzten rechtzeiti­g erkannt?

Die Polymyalgi­e wird heute leider immer noch in vielen Fällen verkannt und falsch behandelt. Damit müssen Patienten oft jahrelang leiden. Die richtige Therapie lässt die Schmerzen oft binnen weniger Stunden verschwind­en.

Informatio­nen

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