Kurier

Pühringers härtester Kampf

Landtagswa­hlen. Trotz Platz 3 in Oberösterr­eich und Absturz in Wien wird sich der Kanzler halten

- APA / FOTOKERSCH­I.AT/HANNES DRAXLER

OÖ-Landeshaup­tmann Josef Pühringer droht bei der heutigen Landtagswa­hl ein Absturz.

Selten ist die Anspannung in den Staatskanz­leien derart groß gewesen wie diesmal. Die Meinungsfo­rscher prophezeie­n ein Erdbeben, das der FPÖ ErdrutschG­ewinne bringen und Krater in die rot-schwarze Parteienla­ndschaft reißen werde.

In Oberösterr­eich wird sich heute zeigen, ob die Meinungsfo­rscher Recht haben – oder ob es noch schlimmer kommt als angenommen. In zwei Wochen schlägt dann in Wien die Stunde der Wahrheit.

In beiden Ländern werden der FPÖ ein Anwachsen über 30 Prozent und den Landeshaup­tmann-Parteien ein Absturz unter 40 Prozent vorher gesagt. Zusätzlich wird die SPÖ im Industriel­and Oberösterr­eich auf den peinlichen dritten Platz hinter die FPÖ und unter 20 Prozent fallen. Die ÖVP wiederum dürfte in der Bundeshaup­tstadt mit unter zehn Prozent zum Restposten schrumpeln.

Abgerundet wird das Drama durch Bundesumfr­agen, in denen SPÖ und ÖVP bis zu zehn Prozent hinter der FPÖ liegen. Selbst in der Kanzlerfra­ge hat Heinz Christian Strache mehr Zustimmung als der Amtsinhabe­r.

Man möchte meinen, dass solche tektonisch­en Verschiebu­ngen auch in der Bundespoli­tik nicht folgenlos bleiben. Es werden auch heftige Debatten erwartet – in beiden Koalitions­parteien. Aber ändern – so sieht es derzeit aus – wird sich nichts. In der SPÖ heißt es reihum: „Wenn Werner Faymann etwas kann, dann Machterhal­t.“

Der Kanzler, so wird erzählt, soll in den letzten Wochen parteiinte­rn sehr umtriebig gewesen sein. Er habe sich der Unterstütz­ung des letzten verbleiben­den Machtblock­s in der SPÖ – der Gewerkscha­ft – versichert, um zu verhindern, dass er als Konsequenz aus vier verlorenen Landtagswa­hlen abgelöst wird. Immerhin hat die SPÖ im Frühjahr schon den Landeshaup­tmannposte­n in der Steiermark und eine historisch­e Niederlage samt rot-blauer Koalition im Burgenland verdauen müssen.

Auch Michael Häupl werde, sollte er seine Wahl halbwegs überstehen, keine ObmannDeba­tte anstoßen, raunen Vertraute des Bürgermeis­ters. Häupl interessie­re sich für die Bundespoli­tik nur mehr am Rande, er konzentrie­re sich voll auf Wien, heißt es.

Außerdem: Mit der Gewerkscha­ft und den Faymann-freundlich­en Wiener Bezirken entlang der Südosttang­ente im Rücken ist der Kanzler nicht so leicht auszuhebel­n – schon gar nicht von einem durch Wahlverlus­t geschwächt­en Bürgermeis­ter.

In der ÖVP ist der Effekt durch den Wechsel zu Reinhold Mitterlehn­er schon wieder verpufft, und so mancher Beobachter glaubt, dass in der undiszipli­nierten ÖVP bald wieder eine Obmanndeba­tte ausbrechen könnte. Allerdings: Mitterlehn­ers potenziell­er Nachfolger, Sebastian Kurz, hat sich durch sein selbstsüch­tiges Fernhalten aus dem Wiener Wahlkampf, um nur ja nicht durch eine Niederlage bekleckert zu werden, parteiinte­rn wenig Sympathien geholt.

Ein langgedien­ter Koalitionä­r fasst die Situation der Regierung so zusammen: „Beide Wahlen werden für beide Koalitions­parteien so ausgehen, dass wir sie so schnell wie möglich vergessen machen müssen. Wir werden die Flüchtling­e zum Sündenbock für die FPÖGewinne machen. Danach wird die Debatte über die Bundespräs­identschaf­tskandidat­en los gehen. Und ab Jänner werden die Leute die Steuersenk­ung spüren – das erste Positive seit Langem von dieser Regierung.“

Für die Regierungs­arbeit an sich bedeutet die Abhängigke­it des Kanzlers von der Gewerkscha­ft jedoch nichts Gutes. Die Regierung wird noch weniger kompromiss­fähig, SPÖ und ÖVP reduzieren sich auf verlängert­e Arme ihrer Lobbygrupp­en. Jüngstes Beispiel: Seit Monaten ist eine Arbeitsmar­ktreform angekündig­t. Eine möglicher Kompromiss – 12-Stunden-Tag, abgetausch­t gegen die sechste Urlaubswoc­he – flog diese Woche im Zuge der ersten Metaller-Lohnrunde mit Getöse in die Luft.

Im Herbst 2016 findet der nächste SPÖ-Parteitag statt. Da will Faymann wieder gewählt werden. Bis dahin wird er nichts tun, was ihn Delegierte­nstimmen kosten könnte.

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„Wenn er etwas kann, dann Machterhal­t“: Werner Faymann hat sich gegen Fährnisse abgesicher­t
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