Roter Niedergang: SPÖ redet heute auch über den Parteichef
Resignation. Nach dem schlechtesten Ergebnis der Parteigeschichte stehen mehrere Kandidaten für die Nachfolge von Reinhold Entholzer parat
Deutlich unter 20 Prozent und nur noch Platz drei hinter der Volkspartei und den Freiheitlichen: Die SPÖ musste am Sonntag im Industrieland Oberösterreich eine schwere Wahlniederlage einstecken. 61 Prozent der Arbeiter wählten nicht rot, sondern blau.
Die Genossen in der Parteizentrale in der Linzer Landstraße nahmen das Ergebnis mit Resignation zur Kenntnis. Bereits Sonntagnachmittag, als die ersten Gemeinde-Ergebnisse und Hochrechnungen einlangten, blieb es still. Überall sah man betroffene Blicke, gesenkte Köpfe, teilweise Schulterzucken. Manche zischten sich auch ein leises „Scheiße“zu.
Spitzenkandidat und Parteichef Reinhold Entholzer bezeichnete den Absturz der SPÖ als „sehr schmerzlich“. Bei der Wahl sei es in erster Linie um die Flüchtlingsproblematik gegangen, für die man nur auf europäischer Ebene Lösungen finden könne.
„Kein Sesselkleber“
Wenn heute, Montag, der Parteivorstand zusammenkommt, wird wohl auch der Landesparteichef zur Debatte stehen. Bereits vor der Wahl hatte Entholzer im KURIER angedeutet, dass er gehen werde, wenn eine Mehrheit das will. „Ich bin keiner, der bei einer Niederlage davonläuft, ich bin aber auch kein Sesselkleber“, wie- derholte der rote Frontmann am Sonntag. Er betonte aber, dass das schlechte Wahlergebnis nicht als Urteil über seine Person zu werten sei.
Dennoch werden nun die Kritiker in der Partei lauter. Entholzer, erst seit 2014 roter Landeschef, führte einen sachbetonten Wahlkampf. Die SPÖ-Reformbewegung „Kompass“bezeichnet diese Linie als „inhaltlich völlig konturlos“. Gerade die ÖVP fasste Entholzer mit Samthandschuhen an.
Ausgerechnet das könnte dem 56-Jährigen den Kopf retten, gab es doch schon vor der Wahl Signale, dass Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) nicht mit den Grünen weitermacht, sondern innerhalb der Landesregierung eine „Verlierer-Koalition“mit der SPÖ bildet.
Zwei weitere Varianten sind denkbar: Zum einen, dass Entholzer das Amt des Vorsitzenden geordnet übergibt, zum anderen ein harter Schnitt mit sofortigem Wechsel an der Spitze.
Als aussichtsreiche Kandidaten auf die Nachfolge gelten Infrastrukturminister Alois Stöger, Klubobmann Christian Makor und der Linzer Vizebürgermeister Christian Forsterleitner. Stöger könnte von der Bundesregierung ins Land wechseln – oder er bleibt Minister und macht in Oberösterreich nur den roten Landesparteichef.