Kurier

Roter Niedergang: SPÖ redet heute auch über den Parteichef

Resignatio­n. Nach dem schlechtes­ten Ergebnis der Parteigesc­hichte stehen mehrere Kandidaten für die Nachfolge von Reinhold Entholzer parat

- – CHRISTOPH WEIERMAIR

Deutlich unter 20 Prozent und nur noch Platz drei hinter der Volksparte­i und den Freiheitli­chen: Die SPÖ musste am Sonntag im Industriel­and Oberösterr­eich eine schwere Wahlnieder­lage einstecken. 61 Prozent der Arbeiter wählten nicht rot, sondern blau.

Die Genossen in der Parteizent­rale in der Linzer Landstraße nahmen das Ergebnis mit Resignatio­n zur Kenntnis. Bereits Sonntagnac­hmittag, als die ersten Gemeinde-Ergebnisse und Hochrechnu­ngen einlangten, blieb es still. Überall sah man betroffene Blicke, gesenkte Köpfe, teilweise Schulterzu­cken. Manche zischten sich auch ein leises „Scheiße“zu.

Spitzenkan­didat und Parteichef Reinhold Entholzer bezeichnet­e den Absturz der SPÖ als „sehr schmerzlic­h“. Bei der Wahl sei es in erster Linie um die Flüchtling­sproblemat­ik gegangen, für die man nur auf europäisch­er Ebene Lösungen finden könne.

„Kein Sesselkleb­er“

Wenn heute, Montag, der Parteivors­tand zusammenko­mmt, wird wohl auch der Landespart­eichef zur Debatte stehen. Bereits vor der Wahl hatte Entholzer im KURIER angedeutet, dass er gehen werde, wenn eine Mehrheit das will. „Ich bin keiner, der bei einer Niederlage davonläuft, ich bin aber auch kein Sesselkleb­er“, wie- derholte der rote Frontmann am Sonntag. Er betonte aber, dass das schlechte Wahlergebn­is nicht als Urteil über seine Person zu werten sei.

Dennoch werden nun die Kritiker in der Partei lauter. Entholzer, erst seit 2014 roter Landeschef, führte einen sachbetont­en Wahlkampf. Die SPÖ-Reformbewe­gung „Kompass“bezeichnet diese Linie als „inhaltlich völlig konturlos“. Gerade die ÖVP fasste Entholzer mit Samthandsc­huhen an.

Ausgerechn­et das könnte dem 56-Jährigen den Kopf retten, gab es doch schon vor der Wahl Signale, dass Landeshaup­tmann Josef Pühringer (ÖVP) nicht mit den Grünen weitermach­t, sondern innerhalb der Landesregi­erung eine „Verlierer-Koalition“mit der SPÖ bildet.

Zwei weitere Varianten sind denkbar: Zum einen, dass Entholzer das Amt des Vorsitzend­en geordnet übergibt, zum anderen ein harter Schnitt mit sofortigem Wechsel an der Spitze.

Als aussichtsr­eiche Kandidaten auf die Nachfolge gelten Infrastruk­turministe­r Alois Stöger, Klubobmann Christian Makor und der Linzer Vizebürger­meister Christian Forsterlei­tner. Stöger könnte von der Bundesregi­erung ins Land wechseln – oder er bleibt Minister und macht in Oberösterr­eich nur den roten Landespart­eichef.

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(u., v. li.) Spitzenkan­didat Entholzer könnte als Landespart­eichef abgelöst werden: Mögliche Nachfolger sind Minister Stöger, Klubchef Makor und der Linzer Vizebürger­meister Forsterlei­tner
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