Die tödliche Krankheit soll aussterben
Welttollwuttag. Haustiere mit Freigang können ab Welpenalter durch Impfung geschützt werden
Verlust der natürlichen Scheu, aggressives Verhalten, Schaum vor dem Maul: Jedes Klischee trifft zu. Alljährlich sterben nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO auch etwa 55.000 Menschen an Tollwut. Hunde sind dabei laut Statistik die häufigste Infektionsquelle.
„Es ist ein internationales Thema“, sagt Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach weiß, dass Österreich seit 2008 als tollwutfrei gilt. Doch Wildtiere halten sich nicht an Grenzen. Während in Nordamerika vor allem Stinktiere und Waschbären das tödliche Virus übertragen, sind es in un- seren Breiten Füchse. In Asien geht die Gefahr in erster Linie von Fledermäusen aus. Zum Welt-Tollwut-Tag am 28. September appelliert die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn, Hunde und Katzen mit Frei- gang impfen zu lassen.
Tollwut wird fast immer durch Bisse übertragen. Die Viren, die sich im Speichel und in den Speicheldrüsen sammeln, nützen eine perfide Strategie, um sich auszubreiten. Sie manipulieren das Gehirn ihres Wirts und führen zu Verhaltensänderungen. Infizierte Wildtiere z. B. verlieren die Angst vor Menschen, tollwütige Menschen entwickeln eine Phobie vor Wasser, in dem sie ertrinken könnten. Auch die Angriffslust ist gesteigert.
Zwischen Biss und Ausbruch der Krankheit liegen mindestens zehn Tage. Sie beginnt mit Fieber und Appetitlosigkeit, geht in Hyperaktivität und Aggression über und endet mit Lähmung und Tod. Den eindeutigen Nachweis beim Tier bringt eine pathologische Untersuchung des Hirngewebes.
„Für infizierte Menschen ist die Notimpfung vor Auftreten von Symptomen die einzige Therapie. Tierpf leger und Tierärzte müssen sich schon im Zuge ihrer Ausbildung impfen lassen“, erklärt die Expertin. Auch für Haustiere im Reiseverkehr ist die Impfung Pflicht. Katzen, die nur im Garten strawanzen, bewegen sich im Graubereich. Für Hunde, die nicht ständig an der Leine laufen, ist der Schutz sinnvoll. Der Tierarzt sucht nach individuellen Lösungen.
„Prinzipiell ist die Tollwut-Schutzimpfung ab der zwölften Lebenswoche möglich“, sagt der KURIER-Tiercoach. In der Praxis erfolgt sie im Alter von sechs Monaten. Ein Jahr nach der Grundimmunisierung muss aufgefrischt werden, dann schützen die neuen Seren zwei bzw. drei Jahre. „Die Impfmoral sinkt“, bedauert Reitl. Und macht bewusst: „Nur die Impfung schützt davor, dass sich die Tollwut in Österreich wieder ausbreiten kann.“