Kurier

Die Legende weitertrag­en

David Gilmour. Der Pink-Floyd-Gitarrist findet eine perfekt Fusion von Heute und Gestern

- AUS LONDON BRIGITTE SCHOKARTH

„Absolut verdammt großartig!“Das war das Unisono-Resümee der Fans nach der Show von Gitarrist David Gilmour in der Royal Albert Hall in London. Der Grund, warum die 69-jährige PinkFloyd-Legende wieder auf Tour ist: Sein neues Solo-Album „Rattle that Lock“.

Den selben Titel trägt auch die Tour, weshalb die Show mit einigen Songs aus diesem Werk beginnt. Auch wenn die auf Platte nicht durchgehen­d überzeugen können, live beginnen sie zu leben. „ABoat lies waiting“etwa könnte ein Klassiker werden. Gilmour hat das Lied dem 2008 verstorben­en PinkFloyd-Keyboarder Rick Wright gewidmet: „Er war ein begeistert­er Segler “, sagt Gilmour. „Ich vermisse das blinde musikalisc­he Einverstän­dnis, das ich mit ihm hatte.“

Trotzdem hat Gilmour den Text zu dem Song nicht selbst geschriebe­n. Schon seit dem vorletzten PinkFloyd-Album „The division Bell“schreibt nämlich seine Frau, die britische Autorin Polly Samson, das Gros der Texte zu Gilmours Kompositio­nen. Für „Rattle that Lock“, erzählte der Musiker dem britischen Musikmagaz­in Mojo, habe sie dabei einen großen Fortschrit­t gemacht: „Sie glaubt nicht länger, dass sie meine Gedanken erraten und in Worte fassen muss, sondern lässt sich alleine von der Musik, die ich ihr liefere, inspiriere­n.“

Variantenr­eich

Und die ist auf „Rattle That Lock“so variantenr­eich wie nie. „The Girl in the yellow Dress“: Rauchige Jazzclub-Atmosphäre. Das passt perfekt in die – für Gilmour-Verhältnis­se – recht kleine Albert Hall. Erstmals reißt es dabei das sonst so reserviert­e Londoner Publikum von den Sesseln. Da wollen alle mitswingen.

Denn die Show ist wie schon bei Pink Floyd exquisit. Atemberaub­end hyste- risch gebärden sich die Scheinwerf­er bei „Astronomy Domine“, psychedeli­sch wie in einem Traum sind die Video-Einspielun­gen bei den Welt-Hits der Band.

Und Gilmour spielt sie alle: „Wish you were here“, „Us and them“, „Time “, „Money“und „Comfortabl­y numb“. Keine Sekunde wirkt er dabei wie ein routiniert­er Arbeiter, der nur sein Publikum zufriedens­tellt. Ganz offensicht­lich hat er selbst immensen Spaß an den alten Klassikern. Breit grinst er zu Gitarrist Phil Manzanera (ehemals Roxy Music) oder Bassist Guy Pratt rüber, der auch schon mit Pink Floyd auf Tour war . Dazwischen lässt er Soli vom Stapel, dass die Gän- sehaut von den Zehen bis zum Scheitel kriecht.

„Shine on you crazy Diamond“über Pink-Floyd-Gründungsm­itglied Syd Barrett ist ein Triumphzug, bei dem Gilmour ambitionie­rter und leidenscha­ftlicher klingt, als so manches Mal mit Pink Floyd. Nach wie vor ist sein Sound magisch. So einzigarti­g und markant, dass man schon beim ersten Ton weiß: Das ist David Gilmour.

Auch wenn der Brite sagt, Pink Floyd seien mit dem Album „The endless River“von 2014 Geschichte – solange er solo so beherzt weitermach­t und dabei auch die Fahnen der Band so genüsslich hochhält, braucht das Fans nicht zu grämen.

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