Kurier

Nun kommt Entscheidu­ngsschlach­t zwischen Häupl und Strache

In den nächsten zwei Wochen geht es in Wien um alles – um den Bürgermeis­ter und um den Ruf als Weltstadt.

- DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

Im Wiener Rathaus wurde heute interessie­rt wie nie zuvor die Wahl in Oberösterr­eich verfolgt. Das Stimmverha­lten der Oberösterr­eicher dient der regierende­n Wiener SPÖ als Indiz, ob die Meinungsfo­rscher mit ihren Prognosen recht haben.

Und das „Indiz“ist für die SPÖ alarmieren­d: Bis auf knapp sechs Prozent ist die FPÖ der ÖVP in Oberösterr­eich nahe gerückt. Zuvor betrug der Abstand 21 Prozent. In Wien beträgt er jetzt 18. Ein Kippen der Mehrheit ist zwar nicht wahrschein­lich, aber auch nicht auszuschli­eßen. In der Wiener SPÖ ist die Verunsiche­rung groß. Der Kurs des Bürgermeis­ters, die Ausländerf­eindlichke­it der FPÖ mit Menschlich­keit gegenüber den Flüchtling­en scharf zu konterkari­eren, geht zwar auf – aber offenbar nur in einem Teil der Stadt. Michael Häupl saugt die Zustimmung all jener Wiener auf, die einen Bürgermeis­ter

Heinz Christian Strache vermeiden wollen. Die Folge: Die kleinen Parteien, ÖVP, Grüne und Neos, verlieren in den Umfragen an Zustimmung.

Allerdings bricht die SPÖ in den großen Flächenbez­irken ein, wo sehr viele Wähler zur FPÖ tendieren. Es sind dies jene Bezirke entlang der Südosttang­ente, die die Wiener Haus- macht von Kanzler Werner Fay

mann darstellen. „Unsere Funktionär­e in den Flächenbez­irken laufen zu wenig. Sie sind den populistis­chen Argumenten der FPÖ oft rhetorisch nicht gewachsen“, erzählt ein SPÖler vom laufenden Wahlkampf. Die SPÖ wird nach dem Oberösterr­eich-Ergebnis die einge- schlagene Wahlkampfl­inie beibehalte­n und die Auseinande­rsetzung mit der FPÖ weiter zuspitzen. „Es geht um jede Stimme“, plakatiert die SPÖ bereits.

Unter den Politikexp­erten gibt es zwei Denkschule­n, wie sich der Erfolg für die FPÖ in Wien auswirken wird.

Die einen glauben, dass die FPÖ nun noch mehr Aufwind bekommen wird. Die anderen glauben, dass Häupl nun noch besser mobilisier­en und die Stimmen der FPÖ-Gegner auf sich fokussiere­n kann. In Wien geht es nicht nur um den Bürgermeis­ter, sondern auch um den Ruf als Weltstadt. Es gibt berechtigt­e Befürchtun­gen, dass ein blauer Vormarsch der Stadt wirtschaft­lich schaden könnte – vor allem im Tourismus. 1,5 Millionen Nächtigung­en im Jahr bringt in Wien allein der Kongressto­urismus, was 17.000 Ganztagsar­beitsplätz­e sichert. Um die spendierfr­eudigen Kongressto­uristen reißen sich auch andere Metropolen. Offenheit ist ein wichtiges Asset in dem Wettbewerb.

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Michael Häupl hat jetzt einen dramatisch­en Endspurt im Wahlkampf vor sich: In zwei Wochen wählt Wien
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