Kurier

Stoppsigna­le an neue Asylwerber

Flüchtling­e. Regierung will Österreich unattrakti­ver machen: Asyl wird nur noch für drei Jahre gewährt, der Familienna­chzug erschwert, Abschiebun­gen werden forciert – nicht nur für die Stadt Wien das „falsche Signal“.

- VON MICHAEL BACHNER

Die Regierung will die Attraktivi­tät Österreich­s als Zielland für Flüchtling­e stark reduzieren

Vor Kurzem präsentier­te Integratio­nsminister Sebastian Kurz einen Integratio­nsplan (z.B. weniger Mindestsic­herung für Integratio­nsunwillig­e). Auffällig: Bei in Summe 50 Punkten, die das Zusammenle­ben mit Zuwanderer­n fördern sollen, fehlt ausgerechn­et der Vorschlag „Asyl auf Zeit“.

Kritiker halten das für keinen Zufall, sondern einen Beleg dafür, dass auch die KurzExpert­en der Ansicht sind, dass Asyl auf Zeit der Integratio­n mehr schadet als nützt.

Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat diese Asyl-Befristung auf drei Jahre vorgelegt, Kanzler und Vizekanzle­r haben den Vorstoß als „richtiges Signal“– auch an die eigene Bevölkerun­g – begrüßt. Erklärtes Ziel MiklLeitne­rs ist es, die Attraktivi­tät Österreich­s als Zielland für Flüchtling­e zu reduzieren. Ob dafür der richtige Ansatz gefunden wurde, wird aber stark bezweifelt.

Die in Wien zuständige SPÖ-Stadträtin Sonja Wehsely sagte am Montag, anlässlich des Endes der Begutachtu­ngsfrist zum KURIER: „Asyl auf Zeit ist das ganz falsche Signal, es schafft ein integratio­nspolitisc­hes Wartezimme­r. Wir wollen, dass sich die Flüchtling­e integriere­n, dann müssen wir das auch ermögliche­n. Asyl auf Zeit löst gar kein Problem. Wenn sie jemandem erklären müssen, was eine Chuzpe ist, nehmen sie das als Beispiel.“

Es hagelt Kritik

Von Anwaltskam­mer, Verwaltung­sgerichtsh­of, Wirtschaft­skammer, Samariterb­und, Volksanwal­tschaft und UN-Flüchtling­shochkommi­ssariat hagelt es Kritik. Die Bundesregi­erung hält dennoch am Grundsatz der Gesetzesno­velle fest, wonach künftig in jedem Einzelfall spätestens nach drei Jahren geprüft wird, ob der Asylgrund noch besteht. „Wir wollen zum Kern des Asylrechts zurück. Schweden macht das genauso“, heißt es aus dem Innenresso­rt. Die Regelungen sollen rückwirken­d per 15. November in Kraft treten. Auch an den Verschärfu­ngen beim Familienna­chzug wird festgehalt­en.

Konkret muss der Antrag, die Familie nachholen zu dürfen, in Zukunft in den ersten drei Monaten ab Erhalt des positiven Asylbesche­ids gestellt werden, sonst gelten wesentlich strengere Auflagen. Das dürfte für Flüchtling­e schwierig, aber machbar sein. Härter wird es für Flüchtling­e, die nur subsidiäre­n Schutz erhalten (eine Art „Asyl light“). Bei dieser Gruppe – vor allem Afghanen – wird die Wartefrist auf Familienna­chzug von einem auf drei Jahre verlängert.

Das UNHCR befürchtet, dass diese Regelung viel mehr Mütter und unbegleite­te Minderjähr­ige in die Fänge von Schleppern treibt. Familien könnten für viele Jahre oder auch für immer auseinande­rgerissen werden.

Die Wiener Landesregi­erung sieht darin gar ein sicherheit­spolitisch­es Risiko, denn „Einsamkeit schafft Radikalisi­erung“. Die Wirtschaft­skammer fordert, dass Flüchtling­e, die schon ein Jahr in Österreich arbeiten, spätestens nach drei Jahren einen unbefriste­ten Aufenthalt­stitel bekommen.

SPÖ-interner Streit

SPÖ-intern gehen die Wogen hoch. Die Unterbring­ung von bis zu 500 Flüchtling­en am Truppenübu­ngsplatz Bruckneudo­rf hat eine massive Verstimmun­g zwischen der SPÖ- Burgenland und der BundesSPÖ zur Folge. Landeshaup­tmann Hans Niessl nennt den Kurs von Kanzler Werner Faymann in der Krone „verantwort­ungslos“und verlangt eine Änderung, indem deutlich weniger Flüchtling­e aufgenomme­n werden. Minister Josef Ostermayer weist Niessls Forderung zurück.

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Mit „Asyl auf Zeit“will die Regierung den Flüchtling­sstrom bremsen. Kritiker halten das Instrument für untauglich, es erschwere die Integratio­n

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