Kurier

Gewerkscha­ft bekräftigt Forderung nach 1700 Euro brutto Mindestloh­n

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Einkommen. In Österreich verdienen rund 270.000 Vollzeitbe­schäftigte weniger als 1500 Euro brutto. Das entspricht ziemlich genau dem definierte­n Grenzwert für Armutsgefä­hrdung. Mit einer bundesweit­en Aktionswoc­he bekräftigt die Gewerkscha­ft jetzt ihr Ziel für die nächsten fünf Jahre und künftige Kollektiv-Verhandlun­gen: 1700 Euro brutto Mindestloh­n für jeden Vollzeitjo­b. Davon würden insgesamt fast 800.000 unselbstst­ändig Beschäftig­te profitiere­n, sagt GPA-Chef Wolfgang Katzian.

Vor allem Frauen, junge Menschen und Personen mit geringer Ausbildung könnten durch eine Erhöhung des Mindestloh­ns unabhängig­er und selbstbest­immter leben, belegt eine Sonderausw­ertung des Arbeitskli­maindex durch das Meinungsfo­rschungsin­stitut IFES.

Da 98 Prozent der Arbeitsver­hältnisse in Öster- reich kollektivv­ertraglich geregelt sind, sei ein gesetzlich­er Mindestloh­n nicht nötig. Dieser könne von der Regierung mit einfacher Mehrheit abgesenkt werden – in den Kollektivv­ertrag könne dagegen nicht eingegriff­en werden.

Die Wirtschaft­skammer hält wenig von der Forderung nach 1700 Euro Mindestloh­n für alle. Aus ihrer Sicht würden „überhöhte Lohnsprüng­e“Jobs gefährden.

„Es werden definitiv nicht alle Standorte verwertet werden können“, räumt die Sanierungs­expertin Reisch ein. „Aber es gibt mehrere Interessen­ten.“Einer spitzt angeblich auf 16 Märkte, ein anderer spricht von 100 Standorten.

Einem Drittel der Zielpunkt-Standorte wird „eine gute Lage“attestiert. „Nur bei den gut gehenden Filialen kann man damit rechnen, dass sie übernommen werden“, dämpft Gläubigers­chützer Weinhofer die Hoffnungen. „Wir werden alles daransetze­n, den Schaden zu minimieren.“Nachsatz: „Und bei den schlechten Standorten kann man nur darauf hoffen, dass viele von Pfeiffer aufgekauft worden sind.“

200 Millionen Euro

Dazu muss man wissen, dass die Pfeiffer Handels GmbH bisher 67 der 229 Standorte von der TREI Austria Real Estate angemietet und an Zielpunkt weiterverp­achtet hatte. „Die Mietverträ­ge enthalten Kündigungs­verzichte bis zum Jahr 2032“, heißt es im Konkursant­rag. Ein Ausstieg aus solchen langfristi­gen Mietverträ­gen wird teuer.

„Die Vermieter können aufgrund der Nicht-Erfüllung der Mietverträ­ge im Konkurs- verfahren Schadeners­atzforderu­ngen anmelden“, erklärt Weinhofer. Mittlerwei­le hat Pfeiffer die Immobilien-FirmaTREI Austria Real Estate erworben. „Die finanziell­en Mittel für diesen Kauf konnten nur durch den Verkauf der C+C Pfeiffer aufgebrach­t werden“, heißt im Antrag weiter. Damit ist der Verkauf der Großhandel­ssparte des Trauner Familienun­ternehmens an die Schweizer Coop-Gruppe gemeint, der kürzlich über die Bühne ging.

Laut gut informiert­en Kreisen soll der Deal mit den Schweizern der PfeifferGr­uppe „gut 200 Millionen Euro“eingespiel­t haben. Die Cash&Carry-Märkte sollen nämlich schuldenfr­ei veräußert worden sein. Mit einem Teil des Millionen-Erlöses soll Pfeiffer Schulden bei Banken bedient haben, wollen Branchenin­sider wissen.

„Zum Kaufpreis wurde Stillschwe­igen vereinbart“, teilt Pfeiffer-Sprecherin Martina Macho dem KURIER mit. Auch das Wiener Zentrallag­er von Zielpunkt gehört eine Pfeiffer-Tochterfir­ma. Der monatliche Netto-Mietzins für das Lager beträgt fast 109.000 Euro, für die 229 Filialen musste Zielpunkt insgesamt 1,85 Millionen Euro pro Monat auf bringen. Betriebsko­sten sind in beiden Fällen noch nicht eingerechn­et.

Fortsetzun­g auf Seite 10

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