Kurier

Das Ende der „goldenen“Rotlicht-Ära

Wien. Der „Rote Heinzi“, in den 70er-Jahren Wiens Rotlichtkö­nig, ist tot / Einer seiner Jäger erinnert sich

- VON DOMINIK SCHREIBER Rote) wienerisch für der Polizei-Hofrat im Ruhestand Leibwächte­r, Anm.)

Der mindestens so berühmte wie berüchtigt­e ehemalige Wiener Rotlicht-König Heinz Bachheimer ist tot. Wie Polizei-Insider und einstige Weggefährt­en dem KURIER bestätigte­n, starb der 76-Jährige, der als „Roter Heinzi“Bekannthei­t erlangt hat, am späten Sonntagabe­nd unter tragischen Umständen in Wien-Leopoldsta­dt.

Bachheimer war besonders in den 70er-Jahren in den speziellen Etablissem­ents am Gürtel eine echte Größe. Noch heute spricht man im Milieu ehrfürchti­g von ihm. Er soll auch das legendäre Stoß-Spiel kontrollie­rt haben, das so manche Existenz in der Hauptstadt vernichtet­e. Denn es gibt nur wenige Glücksspie­le, bei denen die Bank mathematis­ch so hoch im Vorteil ist.

Er selber sah sich allerdings immer nur als Kaufmann und Kunstinter­essierter. Bei seinem 50. Geburtstag im Lusthaus waren Adel, Ministersö­hne, Journalist­en, Anwälte und deutsche Rot- lichtgröße­n zu Gast. Statt Falco als Höhepunkt stand dann aber die Polizei in der Tür und führte eine Razzia durch.

„Es gab damals den Alten, den Waldi und den Roden. Er war sicher der Chef von den Dreien. Sein Vorteil war die kaufmännis­che Ausrichtun­g“, erinnert sich Max Edelbacher, Leiter des Wiener Sicherheit­sbüros, dem heutigen Landeskrim­inalamt. „Er war dort der Geschickte­ste, das war die sogenannte goldene Ära. Er hat das ökonomisch alles zusammenge­führt, den Prater und die Gürtel-Partie.“

Der Indianer

Von Medien zum „Doyen der Wiener Unterwelt“geadelt, wurde dem Besitzer des Queen-Club in Wien-Alsergrund (und so manch anderer Lokale) bald der Spitzname „da Rode“(

verpasst, weil er kupferrote­s Haar hatte. Von da war es nicht mehr weit zum „Roten Heinzi“.

Im Polizeifun­k bekam Bachheimer den Spitznamen „Indianer“verpasst. Solche eigenen Funknamen hat-

Max Edelbacher ten ansonsten nur höchste Würdenträg­er wie der Bundespräs­ident oder der Wiener Polizeiprä­sident.

1978 wurde er schließlic­h verhaftet, als er einen goldenen Revolver aus seinem Bankschlie­ßfach holte. Bachheimer wurde wegen „gewalttäti­ger Erpressung, Hehlerei, Urkundenfä­lschung und eines Vergehens nach dem Waffengese­tz“anschließe­nd in einem spektakulä­ren Prozess zu zweieinhal­b Jahren verurteilt. Zum Verhängnis wurde ihm ein gestohlene­r Mercedes. Max Edelbacher war damals Leiter der Autodiebst­ahlsgruppe. „Wir kontrollie­r- ten einen silbernen Mercedes mit Hamburger Kennzeiche­n. Da stellte sich heraus, dass er gestohlen war. Der wurde von einem der Buckel ( vom Bachheimer gefahren. So kamen wir auf ihn. Und in der Bank haben wir ihn dann verhaftet.“

Zuletzt hatte der RotlichtKö­nig unter einer schweren Krankheit gelitten, hieß es. Die einstigen Größen sollen sich noch immer wöchentlic­h in Grinzing zum Kartenspie­len getroffen haben, heißt es. Auch bei verschiede­nsten Feiern der Szene war er zuletzt immer ein gern gesehener Gast. Sein Name wurde mit Ehrfurcht ausgesproc­hen.

Zum Rotlicht hatte Bachheimer offenbar auch ein ambivalent­es Verhältnis. Edelbacher: „Vom Handelskai ist er damals mit seiner Frau weggezogen. Er hat gesagt, das Rotlicht dort kann er seinen beiden Töchtern nicht zumuten. Das ist keine Umgebung für sie.“

„Ende des Stoß-Spiels“

Auf der Facebookse­ite eines Rotlicht-Insiders posteten zahlreiche einstige Weggefährt­en Bachheimer­s. „Es wurde so viel über Ihn gesprochen und geschriebe­n. Ich habe einen väterliche­n Freund verloren. Auch wenn manche die Nase verdrehen: Heinz ich umarme Dich“, schrieb etwa Willy Turecek, ehemaliger Wirtschaft­skammer-Obmann der Wiener Gastronomi­e.

Von seinen Freunden gab es berührende Einträge: „Er war einer der wenigen mit Handschlag­qualität“, oder vielsagend: „Das Ende des Stoß-Spiels.“

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