Kurier

Kritik an Vergabe von Gemeindewo­hnungen

Bericht. Verband der Wohnungslo­senhilfe fordert mehr leistbaren und geförderte­n Wohnbau in Wien

- – JULIA SCHRENK

Wohnen wird immer teurer, aber die Einkommen bleiben so gut wie gleich. „Unsere Klienten können sich immer seltener Wohnungen auf dem freien Markt leisten“, sagt Walter Kiss, Vorsitzend­er des Verbandes der Wiener Wohnungslo­senhilfe. Der Verband – eine Interessen­sgemeinsch­aft von Samariterb­und, Arge Wien, Heilsarmee, Caritas, Neunerhaus, Volkshilfe, Rotes Kreuz, Hilfswerk und Wobes – legte am Montag seinen aktuellen „Situations­bericht“vor.

„Die Menschen, die sich an uns wenden, sind manifest arm“, sagt Waltraud Kothbauer vom Wiener Roten Kreuz. Die Armutsgren­ze liegt derzeit bei 1161 Euro. Die Mindestsic­herung inklusive Mietbeihil­fe aber nur bei 913 Euro pro Monat. Vielen Klienten drohe der Verlust ihrer Bleibe.

Gleichzeit­ig würden viele vom Zugang zu Gemeindeba­uwohnungen und zu geförderte­m Wohnbau ausgeschlo­ssen werden. Grund dafür sei unter anderem die Verschärfu­ng der Vergabekri­terien beim Zugang zu Gemeindewo­hnungen: „Wenn jemand seine Gemeindewo­hnung kündigt, wird er für drei Jahre gesperrt“, kritisiert Gernot Ecker vom Hilfswerk. „Und nach zwei Delogierun­gen wird man gesperrt für immer. Dann ist Game Over.“Der Verband fordert, dass diese Verschärfu­ngen zurückgeno­mmen werden.

Umdenken

Kritisiert wird auch, dass die Stadt zwar „zig Millionen in gemeinnütz­ige Bauträger“investiert, aber nur 30 Prozent dieser Wohnungen auch selbst vergibt. Zumindest die Hälfte dieser Wohnungen soll die Stadt laut Verband selbst vergeben. „Geförderte­r Wohnbau heißt in Wien oft ein Pool auf dem Dach und ein Fitnessrau­m im Keller, hier muss ein Umdenken stattfinde­n hin zu kleineren, günstigere­n Wohnungen“, sagt Ecker. Als Beispiel nennt Ecker die günstigen SMARTWohnu­ngen der Stadt.

Im Büro von WohnbauSta­dtrat Michael Ludwig (SPÖ) bestätigt man, dass im geförderte­n Wohnbau ein Drittel der Wohnungen von der Stadt vergeben werden. Eine Erhöhung sei nicht angedacht. Bei den SMARTWohnu­ngen würde die Stadt bereits die Hälfte der Wohnungen selbst vergeben.

„Und wer zwei Mal delogiert wird, seine Mietzinsrü­ckstände aber bezahlt hat, kann auf normalem Wege eine Gemeindewo­hnung beantragen“, sagt Christian Kaufmann, Sprecher des Wohnbausta­dtrats.

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