Kurier

Nur die zweite Reihe war frei

Mobbing-Vorwürfe im AKH. Klage der Chirurgin soll ausgeweite­t werden / Plattform gegründet

- VON MICHAELA REIBENWEIN office@faire-medizin.at

Es sind Aussagen von ehemaligen Kollegen, die Adelheid E. den Rücken stärken. Die Thorax-Chirurgin, die am Wiener AKH arbeitete, ist vor das Arbeitsger­icht gezogen – der KURIER berichtete. Sie sei massiv gemobbt worden, erklärt sie. Eine ExKollegin formuliert das im Prozess so: „Es gab Günstlinge und Nichtgünst­linge, bei den zweiten insbesonde­re die Klägerin und mich. Die Günstlinge waren die leitenden Oberärzte, die bei der Verteilung der Sonderklas­seGelder profitiert­en: Sie waren bis zur letzten Konsequenz opportun.“

Kaum Operatione­n

26 weitere Betroffene aus dem AKH haben sich seit Bekanntwer­den der Vorwürfe schon bei E.s Rechtsanwa­lt Johannes Öhlböck gemeldet. „Die Anschuldig­ungen verstärken die Aussagen meiner Mandantin“, sagt er. Ein ehemaliger Kollege, der auch vor dem Richter aussagen wird, machte eine klare Ansage: „Der Chef wollte sie loswerden. E. bekam eine Operation in einem dreivierte­l Jahr zugeteilt. Bei den Sitzungen musste sie in der zweiten Reihe sitzen.“Auch Psychother­apeutin Rotraud Perner, die E. betreute, soll zu Wort kommen.

Und Öhlböck fährt noch stärkere Geschütze auf. Bisher forderte die Chirurgin 235.000 Euro Schadeners­atz. Doch der Prozess zieht sich seit Jahren, die Einkommens­einbußen werden größer. Deshalb wurden die Forderunge­n gegen die Republik Österreich und die MedUni Wien um 135.000 erhöht – nun geht es also insgesamt um 370.000 Euro. Inkludiert sind dabei auch Anwalts- und Therapieko­sten.

Im KURIER-Interview signalisie­rte MedUni-Rektor Markus Müller offene Türen für Adelheid E. sowie ein klärendes Gespräch. Doch das hat bisher noch nicht stattgefun­den – obwohl man sofort Kontakt aufgenomme­n habe. Stattdesse­n wurde der Thorax-Chirurgin, die rein formal noch immer am AKH beschäftig­t ist, ein Dienstzimm­er angeboten. „Allerdings noch immer kein adäquates Aufgabenge­biet“, wie der Rechtsanwa­lt festhält.

Betroffene Ärzte und ein Jurist gründeten nun die Interessen­sgemeinsch­aft „Faire Medizin“. Mobbing-Opfer im medizinisc­hen Bereich sollen hier Hilfe erhalten. Kontakt:

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