„Der Markt für YouTube-Stars ist in Österreich noch sehr klein“
Online-Videos. Seit einem halben Jahr vermarktet die Agentur Diego5 österreichische YouTube-Stars.
„Wir leisten Pionierarbeit“, sagt Sandra Thier. Vor knapp einem halben Jahr rief die frühere Fernsehmoderatorin gemeinsam mit dem Medienunternehmer Rudi Kobza unter dem Dach ihrer Agentur Diego5 Österreichs erstes Multi-Channel-Netzwerk ins Leben. So nennt man den Zusammenschluss von mehreren YouTube-Kanälen, um sie gemeinsam zu vermarkten. Die Stars des Diego5Netzwerkes heißen Celina Blogsta, Fancyrella, Mr. Thomsn oder Joanna Zhou, sie sind zwischen 15 und 35 Jahre alt und geben Schminkund Modetipps, reißen Witze oder spielen Computerspiele. 32 „Creators“, wie die vorwiegend jugendlichen Videoproduzenten genannt werden, hat das Netzwerk mittlerweile unter Vertrag. Joanna Zhou, die Erfolgreichste unter ihnen, zählt auf ihren beiden YouTube-Kanälen „Cute Life Hacks“und „Maqaroon“, auf denen sie Bastel- und Lifestyletipps gibt, mittlerweile insgesamt fast 400.000 Abonnenten.
Im Vergleich mit internationalen Größen sind die Abo-Zahlen der heimischen YouTubeStars bescheiden. In Deutschland zählt der VorzeigeYouTuber LeFloid mehr als 2,8 Millionen Fans, internationale Größen wie der Schwede Felix Kjellberg (PewDiePie) haben mehr als 40 Millionen regelmäßige Zuseher. Österreich hinke hinterher, sagt Thier. Der Markt sei sehr klein, entwickle sich aber durchaus positiv.
Nicht nur für Teenager
2,7 Millionen Österreicher rufen pro Monat Videos bei YouTube ab. YouTube-Kanäle würden auch längst nicht mehr nur für Teenager produziert, meint die Diego5-Gründerin. In Österreich seien etwa 77 Prozent der Zuseher älter als 25 Jahre. Ihr Unternehmen verstehe sich als Brücke zur werbetreibenden Wirtschaft. Neben Pro
duct Placement, bei dem Produkte in den Clips platziert werden, gebe es auch noch die Möglichkeit des Sponsorings. In Österreich kann, von wenigen Ausnahmen abgesehen, kein YouTuber von seinen Clips leben. Über Verdienstmöglichkeiten will Thier ebenso wenig Auskunft geben, wie über die Verteilung der Werbeeinnahmen zwischen Diego5 und seinen Klienten. „Geld sollte nicht das wichtigste Motiv sein. Man fängt an, aus Spaß etwas zu machen. die Community entscheidet, ob es erfolgreich ist.“
Diego5 berät seine YouTuber auf Wunsch auch bei der Produktion der Clips und in rechtlichen Fragen. Daneben werden Netzwerktreffen veranstaltet. „Wir bieten eine Plattform, wo sich die YouTuber austauschen können.“Anfangs habe man die Videoproduzenten gezielt ausgewählt, mittlerweile würden sich viele bei ihr melden, sagt die Agenturchefin. „Wichtig sind Inhalte, bei denen man lacht, etwas lernt oder einfach gut unterhalten wird.“