Top-Premieren: Comedy 2016
Vorschau. Michael Mittermeier, KayaYanar und Paul Panzer
Es wird „Wild“: Michael Mittermeier hat mit seinem neuen Programm mehr als eine Überlebenstaktik im Gepäck für unsere Zivilisation, die unauf haltsam verwildert. Der Stand-up-Comedian probiert dabei wie wild aus, was geht und was nicht.
Dass man sich fragt: Wer ist denn jetzt ausgeflippter – die Welt? Oder doch der Mittermeier?
Der Bayer beschreibt mimisch und gestisch Alltägliches und er zeigt kein Erbarmen mit der amerikanischen Waffenlobby, dem US-Warnhinweis-Wahnsinn und mit Vollidioten, die sich per Smartphone „aus dem Leben fotografieren“.
Man kennt ihn aus Sketches als den in eine Kuh verliebten Inder Ranjid, als den testosterongesteuerten Italiener Francesco und als den Türsteher Hakan. Kaya Yanar, der Weltenbummler unter den Komikern, geht mit „Planet Deutschland“auf Tournee. Die exotischsten Einwohner fand der Meister der Dialekte und Akzente zwischen Flensburg und Oberammergau: die Bajuwaren, Schwaben, Hanseaten, Rheinländer, Sachsen ... Und fragt sich: Wieso gelten Deutsche als höflich, rasten aber auf der Autobahn vollkommen aus? Und warum schaut ganz Deutschland zu Silvester „Dinner for one“? Und was hat das mit Silvester zu tun?
Paul Panzer alias Dieter Tappert sieht, wenn die Evolution so weitermacht, schwarz für die Zukunft des Menschen. Und prophezeit uns die „Invasion der Verrückten“. Auch in seinem 5. Solo gewinnt Deutschlands schrägster Komiker Alltäglichem Skurriles und Unterhaltsames ab. Aus ihm spricht die Verzweiflung über die Verrücktheiten der anderen. Kreativ, politisch inkorrekt, charmant und böse zugleich erzählt er Geschichten von Ansichten und Abenteuern aus dem Leben des „Kleinen Mannes“und seiner Familie. Radikal. Hagen Rether – mit „Liebe“ab 7.März in Österreich – tarnt sich als Charmeur und ist gegen vieles: Zorn, Spießigkeit, Dumpfsinn. Im Plauderton bringt er böse Wahrheiten unters Volk – genau beobachtet und ohne Rücksicht auf Glaubenssätze oder politische Korrektheit.
Die Welt wird immer komplizierter, das Geflecht aus politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten zunehmend undurchsichtig: Vor diesem Hintergrund lässt Rether Strippenzieher und Marionetten, Strohmänner und Sündenböcke aufziehen, deckt den oft verborgenen Nutzen von Klischees und Drohkulissen auf und enttarnt sogenannte Sensationen als mediale Ablenkungsmanöver. Es wäre zum Verzweifeln, wären die Protagonisten nicht so lächerlich ... und Hagen Rether weint und lacht. Und singt.