Kurier

Darabos legt gegen SPÖ nach

Asylquarti­ere. Im Streit um Kaserne Bruckneudo­rf bleibt Innenresso­rt hart

- – CHRISTIAN BÖHMER

„Ich erinnere an Eberau.“Dürfte Hans Niessl zum Streit um das Containerd­orf in der burgenländ­ischen Kaserne Bruckneudo­rf nur einen Satz sagen, es wäre genau dieser.

„Eberau“, das ist jene südburgenl­ändische Gemeinde, in der 2010 eine Volksabsti­mmung dazu führte, dass der Bund auf ein Erstaufnah­meZentrum für Asylwerber verzichten musste. Und zumindest für den burgenländ­ischen Landeshaup­tmann ist Eberau ein Beispiel, das Schule machen soll – oder kann.

Seit SPÖ-Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug vergangene­n Mittwoch via Pressemitt­eilung wissen ließ, dass in der Bruckneudo­rfer BenedekKas­erne 80 Wohncontai­ner errichtet werden, ist der Erregungsp­egel in der 3000-Menschen-Gemeinde erheblich gestiegen: Es wird demonstrie­rt, die Landes-Roten zürnen dem Bund und werfen dem Genossen Verteidigu­ngsministe­r vor, er agiere bar jeder Verantwort­ung.

Dieser regionalen Aufwallung ist es geschuldet, warum Niessl zuletzt einen generellen „Kurswechse­l“in der Asylpoliti­k der SPÖ forderte. Es gelte, schneller zwischen Kriegs- und Wirtschaft­sflüchtlin­gen zu unterschei­den. Noch schärfer formuliert­e es gestern Norbert Darabos, jetzt Landesrat und einst SPÖBundesg­eschäftsfü­hrer: „Die Regierung muss ihre Asylpoliti­k ändern, will sie nicht Schiff bruch erleiden.“Es dürften nur Kriegsflüc­htlinge bleiben. „Wirtschaft­sf lüchtlinge müssen abgeschobe­n werden – so hart das klingt.“

Offene Türen

In diesem Punkt rennen die Burgenländ­er freilich offene Türen ein. Denn das Ansinnen, rasch zwischen Kriegsflüc­htlingen und Wirtschaft­smigranten zu unterschei­den, eint SPÖ und ÖVP im Bund. Die lokale Aufregung ist zu einem Gutteil hausgemach­t. Das „Durchgriff­srecht“, mit dem der Bund in Kasernen Flüchtling­sunterkünf­te schaffen darf, wird erst schlagend, wenn die Länder selbst verabsäume­n, genügend Quartiere zu schaffen – das ist im Burgenland der Fall.

Dem nicht genug, ist zur Stunde offen, ob die BenedekKas­erne überhaupt Quartierge­ber wird. „Wir prüfen das Gelände noch“, sagt ein Sprecher des Innenminis­teriums (BMI). Die Entscheidu­ng falle Ende der Woche.

Werden es – wie von den Anrainern befürchtet – die prognostiz­ierten 400 Flüchtling­splätze? Das, so heißt es im Innenresso­rt knapp, habe das Verteidigu­ngsministe­rium zwar kommunizie­rt. „Von uns kam aber keine Zahl – mit gutem Grund.“

Eines stehe aber außer Zweifel: Im Falle von Bruckneudo­rf will man dem Beispiel Eberau nicht folgen. „Würden wir dem Druck von Bürgermeis­ter oder Land nachgeben, wäre das Durchgriff­srecht tot“, sagt ein BMI-Stratege. „Wir knicken hier nicht ein.“

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Darabos: Wirtschaft­sflüchtlin­ge müssen abgeschobe­n werden

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