Kurier

Szenen einer rot-schwarzen Partnersch­aftskrise

- – MARIA KERN

Kanzler vs. Vize. SPÖ-Kanzler Werner Faymann und ÖVPVizekan­zler Reinhold Mitterlehn­er werden keine Freunde mehr. Das müssen sie auch nicht, sie sind nur Koalitions­partner. Eine Partnersch­aft sollte aber von gegenseiti­gem Respekt getragen sein, um zu funktionie­ren. Davon kann bei den rot-schwarzen Koalitions­spitzen derzeit keine Rede sein. Das wurde nach dem gestrigen Ministerra­t einmal mehr offensicht­lich. Man sah verächtlic­he Blicke und hörte abfällige Bemerkunge­n.

„Das freut mich“Es ging um die Flüchtling­spolitik. Als Faymann im Zusammenha­ng mit dem EU-Türkei-Gipfel erklärte, dass es darum gehe, „die Zahl (der

Asylwerber) zu senken“, merkt Mitterlehn­er süffisant an: „Es freut mich, dass ich zum ersten Mal auch vom Herrn Bundeskanz­ler gehört habe, dass weniger kommen sollen.“

Faymann stellte in Abrede, das zum ersten Mal gesagt zu haben – und holte zum Gegenschla­g aus: Die ÖVP-Minister Kurz und Mikl-Leitner sollten mehr dafür tun, dass die Zahl der Abschiebun­gen erhöht werden könne. Zudem würde er nie Vorschläge ma- chen, „die nur drei Tage gut klingen, bis alle drauf kommen, man kann’s nicht machen“, ätzte der rote Frontmann – und meinte Ideen von Kurz und Mikl-Leitner.

Kurz hatte angemerkt, dass bei Prüfung des Asylstatus („Asyl auf Zeit“) berücksich­tigt werden sollte, wie gut ein Flüchtling integriert sei. Faymann befand, das sei jetzt schon möglich. Und wenn Kurz das noch erweitern wolle, solle er „einen Vorschlag vorlegen“. Und zu MiklLeitne­rs Idee, die Einführung des Ausnahmezu­standes zu prüfen (siehe oben), sagte der SPÖ-Boss, er habe sich angewöhnt, diese nicht zu kommentier­en, ehe sie vorliegen.

Mitterlehn­er wies den Vorwurf, Vorschläge aus seiner Partei hielten nur drei Tage, zurück – und verwies auf das Durchgriff­srecht (siehe

auch links) und die geplante Asylgesetz­novelle.

Zum Ärger von Faymann hält der ÖVP-Chef auch weiterhin eine „kapazitäts­orientiert­e Obergrenze“vonnöten, falls alle anderen Ansätze (Kooperatio­n mit der Türkei, Schutz der EU-Außengrenz­en etc.) nicht den gewünschte­n Erfolg bringen.

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